Hornisse: Ein besonders geschütztes, friedliches und nützliches Insekt

hornisse nahaufnahme
  • Die Hornisse ist die größte Art aus der Familie der Sozialen Faltenwespen. Sie bauen Nester, gründen Staaten und ernähren sich von anderen Insekten und gelegentlich Bienen.
  • Die Hornisse ist eine nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Art. Sie zu töten oder das Nest zu entfernen, steht unter Strafe.
  • Werden Hornissen am Kaffeetisch gesichtet, liegt das nicht an den Süßspeisen. Hornissen tauchen hier nur auf, um Jagd auf andere Insekten wie zum Beispiel der Gemeinen Wespe zu machen.

Die Sommerzeit ist auch Hornissenzeit und nicht überall sind die großen Insekten beliebt. Dabei sind es friedliche und vor allem nützliche Jäger, deren Stich nicht gefährlicher ist, als der von Bienen- oder Wespen.

In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie Hornissen genau aussehen und wie Sie sie von anderen Insekten wie Wespen unterscheiden können. Außerdem erklären wir, wie Hornissen leben und was sie so besonders macht.

1. Die Hornisse: größte Art aus der Familie der Sozialen Faltenwespen

Die Hornisse ist ein räuberisches Insekt und eine Art aus der Familie der Sozialen Faltenwespen. Sie ist die größte in Mitteleuropa lebende Faltenwespe und vor allem an ihrer Größe und rötlichen Körperstellen von der Gemeinen Wespe oder der Deutschen Wespe zu unterscheiden.

Eine Hornissenkönigin erreicht eine Größe von 2,3 bis 3,5 Zentimetern, die Arbeiterinnen in einem Hornissenstaat werden 1,8 bis 2,5 Zentimeter groß. Die Drohnen, also die männlichen Hornissen, liegen mit 2,1 bis 2,8 Zentimetern genau dazwischen.

Die größte Hornisse der Welt ist übrigens eine asiatische Hornisse. Sie wird bis zu 5,5 Zentimetern groß.

1.1. Hornissen lassen sich leicht erkennen

hornisse und wespe im vergleich

Im Vergleich zur Wespe ist die Hornisse größer und hat rote Abzeichen.

Eine Hornisse lässt sich anhand mehrerer Merkmale gut von anderen Wespen unterscheiden. Alleine durch ihre Größe und rötlich bis rotbraun gefärbte Körperstellen kann man Hornissen meist gut erkennen. 

Diese befinden sich in der Regel an Kopf, Rumpf und den Gliedmaßen der Tiere. Anders als bei vielen anderen Wespenarten ist der Rumpf von Hornissen immer schwarz gefärbt und lässt keine gelben Stellen zu. Dafür fehlen Hornissen schwarze Abzeichen im Bereich des Kopfes.

Das erste Tergit – also der erste Abschnitt des Hinterleibes – ist dreifarbig: Erst rot, dann schwarz, dann gelb. Der restliche Teil des Hinterleibes ist dann wie bei Wespen schwarz-gelb gefärbt.

1.2. Weit verbreitet – aber in Deutschland lange nur selten zu sehen

Weil Hornissen ein relativ großes Verbreitungsgebiet haben und natürlicherweise Nord- und Mitteleuropa besiedeln, gibt es lokal und regional Unterschiede in der Färbung. So kann beispielsweise ein fast schwarzer Kopf vorkommen genauso wie Hornissen mit überwiegend gelb gefärbtem Kopf. Auch in Deutschland sind zwei Hornissenarten vertreten, die sich durch Unterschiede in der Färbung voneinander abheben. Im Westen und Süden findet sich ein Exemplar mit einer roten V-förmigen Zeichnung auf der Mittelbrust. Die im Norden und Osten angesiedelte Art weist diese auffällige Zeichnung hingegen nicht auf.

orientalische hornisse

Eine Orientalische Hornisse beim Trinken. Ihre Färbung unterscheidet sich deutlich von den europäischen Arten.

Übrigens gibt es keine schwarze Hornisse: Bei diesem Insekt handelt es sich vielmehr um die Holzbiene, die besonders groß ist und deswegen oft für eine Hornisse gehalten wird. Die Holzbiene ist schwarz behaart und wird bis zu drei Zentimetern groß.

In Deutschland galt die Hornisse sehr lange als extrem selten. Erst seit Ende der 70er Jahre ist sie wieder öfter zu sehen, wobei die Gründe für den heute etwas stabileren Bestand nicht ganz klar sind. Dennoch stellen der Rückgang an Insekten und die Verwendung zahlreicher Umweltgifte weiterhin eine große Gefahr für die Hornisse dar. Sie ist daher in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.

2. Lebenszyklus und Lebensweise: Anführerin ist eine Königin

Hornissen leben in einem gut organisierten Staat, der von einer Königin gegründet wird. Generell überwintern – etwa zwischen November und Ende März – nur die Jungköniginnen. Die Arbeiterinnen und männlichen Geschlechtstiere sterben gegen Ende des Herbstes. Wurden die Jungköniginnen vor dem Winter begattet, sind sie in der Lage, Nester zu gründen. Dies ist temperaturabhängig und geschieht je nach Region ab April/Mai.

hornissen nest gartenhaus

Ein Gartenhaus ist ein geschützter Ort – daher hat sich dieses Hornissenvolk hier angesiedelt.

Die zukünftigen Königinnen verlassen dann ihr Winterquartier, meist Hohlräume in Totholz und Spalten in Mauerwerk, und suchen einen geeigneten Lebensraum für den Nestbau. Das können vor Regen geschützte Hohlräume sein, beispielsweise in Baumhöhlen, aber auch spezielle Nistkästen für Hornissen. Es kommt nicht selten vor, dass Hornissen in alten Vogelnistkästen einziehen, sich auf Dachböden niederlassen oder auch einen Rollladenkasten zweckentfremden.

2.1. Das Nest besteht aus zerkautem Holz und bietet Platz für die Aufzucht

Totholz ist geeignet

Der Holzbrei, aus dem die Waben geformt werden, stammt meist aus weichem Totholz, das für die Hornisse leicht zu bearbeiten ist. Weil das Totholz mit Fäulnis durchzogen ist, ist das Hornissennest später oft rotbraun und hat zudem eine gestreifte Färbung.

Die Königin zerkaut für das Nest Holzfasern und formt mit dem Faser-Speichel-Gemisch nach unten hängende Waben, in die sie anschließend sofort Eier legt. Pro Tag schafft die Königin eine bis zwei Zellen. Aus diesen schlüpfen Arbeiterinnen, die beim Nestbau und bei der Aufzucht weiterer Arbeiterinnen helfen, so dass das Volk beständig wächst. Zunächst schlüpfen nach 12 bis 18 Tagen Larven, die sich nach fünf Larvenstadien verpuppt. Insgesamt dauert die Entwicklung vom Ei bis zur fertigen Arbeiterin zwischen 30 und 50 Tage.

Weil die Lebensdauer einer Arbeiterin begrenzt ist und sie maximal 40 Tage leben (im Schnitt um die drei Wochen), gibt es im Schnitt nicht mehr als 200 Tiere gleichzeitig im Nest. Dieses kann jedoch auch größere Ausmaße annehmen und im Extremfall bis zu 60 Zentimeter Länge und eine Population bis zu 1000 Tieren umfassen.

2.2. Auf der Jagd nach Insekten: Eine Hornisse frisst auch Wespen

Für die Larven muss fortwährend Nahrung herbeigeschafft werden, wobei diese ausschließlich tierisch ist und aus anderen Insekten besteht. Zu diesen gehören trotz der engen Verwandschaft auch kleinere Wespenarten. Hin und wieder erbeuten die geschickten Räuber auch Bienen, weshalb sie vor allem bei Imkern unbeliebt sind.

Ihre Beute verwerten die Hornissen dann sehr effizient: Sie zerlegen ihre Beute vor Ort und nehmen nur die genießbaren Teile mit in ihr Nest. Ausgewachsene Hornisse ernähren sich selbst zusätzlich auch von von zuckerhaltigen Flüssigkeiten, vor allem Baumsäfte und nur selten Blütennektar.

2.3. Männliche Hornissen gibt es erst ab August

hornissennest einblick

Zuerst leben überwiegend Arbeiterinnen im Nest, erst später werden dort auch Drohnen großgezogen.

Erst im fortgeschrittenen Sommer, etwa ab August, wachsen im Hornissennest auch männliche Tiere, die sogenannten Drohnen, heran. Für diese werden in der Regel größere Zellen des Nests bereitgestellt. Der einzige Lebenszweck der Drohnen ist das Zeugen von Nachwuchs.

Drohnen begatten die ebenfalls aufgezogenen Jungköniginnen im Herbst, sodass der Kreislauf im nächsten Frühjahr von Neuem beginnen kann.

Wissenswert: Innerhalb des Hornissennests soll die Temperatur am besten nicht über 26 Grad Celsius steigen. Um bei heißen Außentemperaturen ebensolche Innentemperaturen zu vermeiden, kühlen die Arbeiterinnen das Nest. Hierzu schlagen sie mit ihren Flügeln, was einen kühlenden Luftzug hervorruft und tragen Wasser herbei.

2.4. Der Hornissenkäfer und die Kuckuckswespe – Nutznießer der Hornisse

Hornissennester beherbergen oft auch mehr oder weniger erwünschte Mitbewohner. In den Abfällen unter einem Hornissennest lebt meist der Hornissenkäfer in all seinen Entwicklungsstadien. Er profitiert von den Futterresten aus toten Insekten, ernährt sich aber auch von toten Hornissen, Fliegenlarven und herabfallenden Hornissenlarven. Die Hornissen haben von seiner Anwesenheit weder Vorteile noch Nachteile.

Eigentlich heißt der Hornissenkäfer Hornissenkurzflügelkäfer, weil er verkürzte Flügeldecken und damit einen mehr oder weniger ungeschützten Hinterleib besitzt. Im Nest selbst werden die Käfer nicht geduldet.

Als Kuckuckswespe werden parasitär lebende Faltenwespen bezeichnet. Ihre Königinnen übernehmen das Nest einer anderen Wespe oder Hornisse, um deren Nachwuchs zu „versklaven“ und zur Brutpflege und Nahrungsbeschaffung auszunutzen. In Europa gibt es zwar keine parasitäre Hornissenart, allerdings ist eine ostasiatische Art in der Lage, noch junge Hornissennester in feindlicher Absicht zu übernehmen.

3. Zusammenleben mit dem Menschen: Nicht immer ganz unproblematisch

Hornissen gelten als friedlich und halten sich selbst nicht gerne in der Nähe des Menschen auf. Selbst, wenn sie bedrängt werden, fliehen sie – nur wenn man sie quetscht, stechen sie zu.

Achtung: Das Nest sollte man in Ruhe lasse: Wenn Hornissen Ihr Nest als bedroht ansehen, ist dies die einzige Situation, in der sie aktiv angreifen.

Da sie unter anderem auch Wespen jagen, kann es sein, dass Hornissen auch am Kaffeetisch zu sehen sind. Dort sind Wespen leichte Beute, da sie mit dem Fressen beschäftigt sind. Im Gegensatz zu anderen Wespen interessieren sich die Hornissen aber selbst nicht für die Süßspeisen beziehungsweise Getränke, weshalb man sie in der Regel einfach ignorieren kann.

3.1. „Drei Stiche töten einen Menschen“ – dieser Spruch gehört ins Reich der Legenden

hornissen an obst

Hornissen halten sich gerne dort auf, wo andere Insekten fressen. Dort können sie leichter jagen.

Ein Hornissenstich kann weh tun – aber nicht mehr als der einer Biene oder einer Wespe. Aktiv greifen Hornissen nur an, wenn sie ihr Nest verteidigen und versuchen, andere Insekten zu erbeuten. Ansonsten versuchen die Tiere zu flüchten und verhalten sich im Übrigen auch allgemein sehr friedlich.

Die überlieferte Aussage, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten könnten und bereits drei einen Menschen, ist nicht mehr als eine Legende. Bei allen Faltenwespenarten, also auch der Hornisse, ist die abgegebene Giftmenge im Schnitt geringer als die der Honigbiene. Das liegt unter anderem daran, dass bei einem Bienenstich der Stachel in der Haut stecken bleibt und über den Stechapparat fortwährend weiter Gift hineingepumpt wird.

Meistens ruft ein Stich eine Schwellung und Rötung der Haut hervor. Dagegen hilft Kühlung sehr gut, in der Regel klingt die Schwellung nach ein bis zwei Tagen wieder ab.

Wesentlich gefährlicher ist jedoch eine Überempfindlichkeit gegen das Gift und eines daraus folgenden anaphylaktischen Schocks. Da Hornissen eine Wespenart sind, sorgt die Ähnlichkeit mit anderen Wespengiften dafür, dass fast immer eine Kreuzreaktion auftritt: Wespenallergiker sind fast immer auch gegen Hornissen allergisch.

3.2. Ein Hornissennest im oder am Haus – selbst entfernen ist nicht erlaubt

Haben Sie ein Hornissennest im oder am Haus, dürfen Sie nicht einfach selbst Hand anlegen. Hornissen stehen unter Arten- beziehungsweise Naturschutz und es ist daher streng verboten, das Nest einfach zu entfernen.

hornissen an wasserschale

Hornissen sind nützliche Insekten. Sie freuen sich über eine flache Wasserschale im Garten.

Ein hinreichender Grund ein Nest zu entfernen, ist eigentlich nur die unmittelbare Nähe zum Haus, wie zum Beispiel ein Nest in einem Rollladenkasten oder gar im Zimmer. Werden Hornissen fortwährend gestört oder pustet man das Nest beispielsweise an, um sie zu vertreiben, provoziert man Stiche.

Der Hornissenkot, der sich unter dem Nest sammelt, kann in großer Menge Schäden an der Bausubstanz verursachen. Er kann aber ganz einfach mit einem Behältnis mit saugfähigem Material aufgefangen und hin und wieder geleert werden – am besten auf den Kompost, da er organische Rückstände enthält.

Mit einer Ausnahmegenehmigung, die Sie über die Gemeinde- oder Kreisverwaltung erhalten, darf fachkundiges Personal ein Hornissennest umsiedeln. Vorher kann aber beispielsweise versucht werden, die Hornissen durch das Bereitstellen spezieller Nistkästen zum Umzug zu bewegen.

Ansonsten sind Hornissen im Garten außerordentlich nützlich: Da sie Jagd auf für den Menschen lästige Insekten machen, kann man sie auch einfach als praktische Mitbewohner betrachten. Wollen Sie mehr über den aktiven Hornissenschutz erfahren? Die NABU-Arbeitsgruppe Hornissenschutz hält hierfür zahlreiche Informationen bereit.

4. Literaturempfehlungen der Redaktion zur Hornisse

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