Dobermann: Alles zum temperamentvollen Wach- und Familienhund

Dobermann
  • Der Dobermann wurde von einem Thüringer erstmals in den 1870er-Jahren als Wach- und Schutzhund gezüchtet.
  • Der Rassehund hat sehr viel Mut, verfügt über eine mittlere Reizschwelle und beschützt seine Familie bedingungslos.
  • Sein starker Charakter und sein Beschützerinstinkt bedürfen einer stringenten Erziehung und einen erfahrenen Halter.

Er ist das Ebenbild eines starken Hundes: Der Dobermann ist für seine Eleganz und die stolze Haltung bekannt. Leider verbinden mittlerweile viele Menschen mit seinem starken Charakter das Negativ-Image eines Listenhundes. Dabei ist der Dobermann ein ausgesprochener Familienhund, wenn er eine gute Erziehung genossen hat und in seinen Eigenschaften gefördert wird.

Hier erfahren Sie, was das Wesen des Dobermann ausmacht und wie eine artgerechte Haltung aussieht. Zudem informieren wir Sie über die Zuchtgeschichte und rassetypische Krankheiten des beliebten Hundes.

1. Geschichte des Dobermanns: Made in Thüringen 

Dobermann

Der Dobermann ist sehr muskulös und braucht mindestens zwei Stunden Auslauf am Tag.

Der Dobermann gehört zu den jüngeren Hunderassen und ist eine vom Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannte deutsche Hunderasse (FCI-Gruppe 2, Sektion 1.1, Standard Nr. 143).

Sie entstand in den 1870er-Jahren, als Friedrich Louis Dobermann (1834–1894) verschiedene Hundearten miteinander verpaarte. Der aus Apolda stammende Abdecker, Steuereintreiber und Hundefänger wollte sich damit eine Hunderasse schaffen, die insbesondere dem Schutz dienlich ist.

Er paarte seine Hündin „Schnuppe“, die kein Rassehund war, mit einem Fleischerhund. Dabei handelt es sich um eine angstfreie, körperlich grobe Hunderasse, die mit der Verpaarung eines Schäferhundes als Vorläufer des Rottweilers gilt. Schließlich wurden Mischlinge aus Pinscher- und Jagdhunderassen sowie Greyhounds mit den Nachkömmlingen der ersten Würfe gekreuzt.

Es entstand der erste Schutzhund Deutschlands, der zukünftig nicht nur Friedrich Louis Dobermann Sicherheit schenkte. Schnell wurde der Dobermann zum anerkannten Gebrauchs-, Arbeits- und Wachhund, der Privatgrundstücke bewachte und als Polizeihund eingesetzt wurde. Letzterer Einsatz führte zum Beinamen „Gendarmenhund“.

Seine steigende Beliebtheit zeigt sich auch darin, dass sein Name bereits 1898 in verschiedenen Zuchtdokumenten auftaucht. 1899 wurde der erste Dobermann Verein in Apolda gegründet und bereits ein Jahr später wurde es in das Zuchtbuch aufgenommen und als eigenständige Hunderasse anerkannt. Im ersten und zweiten Weltkrieg wurde er als als Arbeits- und Gebrauchshund eingesetzt. Als Sanitätshund spürte er Verletzte auf, als Minensuchhund half er bei der Entdeckung von versteckten Gefahren und als Meldehund überbrachte er Botschaften.

Heute reinrassig, wird der Dobermann noch immer als Wach- und Schutzhund gezüchtet. Er dient bei der Polizei, beim Zoll sowie der Bundeswehr. Außerdem wird er als Rettungshund und Therapie- und Blindenführhund eingesetzt. Er kann aber auch als Haushund gehalten werden.

Info: Der Dobermann ist die einzige Hunderasse, die nach ihrem Züchter benannt ist.

2. Wesen des Dobermanns

Der Dobermann gehört in Brandenburg und einigen Schweizer Kantonen zu den sogenannten Listenhunden. Das impliziert, dass diese Hunderasse durchaus aggressiv sein kann. Und es stimmt: Der Dobermann ist kein Anfängerhund, verfügt er doch über einiges an Temperament und Charakterstärke.

Dobermann

Bei richtiger Erziehung eignet sich ein Dobermann auch gut als Familienhund.

Der Schutz seiner Bezugspersonen und das Eingreifen bei Gefahr sind zwei seiner wesentlichen Bestimmungen. Werden Dobermänner jedoch als Haushunde gehalten, sind diese Eigenschaften zumeist eher weniger gefragt. Der Dobermann besitzt jedoch als Zuchtziel eine mittelstarke Schärfe und eine gewisse Sensibilität gegenüber seiner Umwelt.

Deshalb reagiert der Dobermann schnell, wenn er Gefahr in Verzug wittert. Seinen Haltern gegenüber ist eher sehr loyal und beschützt sie in allen Situationen. Fremden Menschen gegenüber ist er entsprechend eher zurückhaltend und betrachtet sie mit Skepsis.

Ob der Hund kinder- und familienfreundlich ist, hängt ganz massiv von seiner Erziehung und auch von dem Verhalten von Familienangehörigen ab.  Alles steht und fällt mit der Erziehung des Hundes und der Herkunft aus einer gesunden und seriösen Züchtung. Der Dobermann ist überaus sportlich und ein echtes Kraftpaket. Deshalb möchte er sowohl geistig wie auch körperlich gefördert werden.

3. Haltung des Dobermanns: Liebevoll aber bestimmt

Die Grundlage für ein gesundes und gutes Zusammenleben mit einem Dobermann ist die richtige Erziehung des Gebrauchshundes. Ein Halter benötigt ausreichende Informationen über die Eigenschaften des Hundes und er muss in der Lage sein, den Dobermann mit Ruhe und einer autoritären Ausstrahlung zu vermitteln, wo es langgeht.

Wird der Dobermann – wie viele andere Hunde mit großem Temperament – nicht schon als Welpe stringent erzogen, wird er selbst bestimmen, was das Beste ist. Diese Eigenschaft seine hat ihm zu einem eher negativen Image verholfen, wobei der Fehler eher beim Halter und der fehlenden Erziehung liegt. Seine ersten Erfahrungen als Junghund werden das Bild von seinem Halter formen, eingeübte Verhaltensweisen lassen sich später nur schwer korrigieren.

Listenhund

Listenhunde stehen auf der bundesweiten Rasseliste. Dort sind Hunde genannt, die aufgrund ihrer Rasse als potentiell gefährlich gelten. Die betroffenen Tiere dürfen zumeist nur unter bestimmten Bedingungen (z.B. „Hundeführerschein“, Leinenzwang, Maulkorbpflicht, Chippflicht) gehalten werden.

Für ein ausgeglichenes Wesen sollte der Dobermann gefördert und auch sportlich gefordert werden. Besonders gut eignen sich die folgende Hundesportarten:

  • Agility: Mehr Kondition und ein starkes Selbstvertrauen erhalten Dobermänner beim Durchlaufen von Hindernisparcours.
  • Obedience: Aus England stammt diese Hundesportart, bei der es auf die gute Mensch-Hund-Bindung und Gehorsam ankommt. Im Fokus stehen die korrekt ausgeführten Bewegungen während verschiedener Übungen.
  • VPG-Sport: Der Schutzhundesport ist ein Teil der „Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde“, die aus Fährtenlesen, Schutzdienst und Unterordnung besteht. Hunde lernen hier ihre Instinkte optimal zu beherrschen sowie Menschen zu schützen und zu helfen.
  • Fährtenhund: Die Konzentration und Ausdauer werden beim Fährtensport geschult.

Um den Dobermann für seine sportlichen Aktivitäten bestens vorzubereiten, sollte er optimal ernährt werden. Er benötigt mehrmals täglich frisches Wasser und zwei Mal am Tag Futtermengen, die sich nach dem Alter und dem Gewicht richten. Es ist sowohl die Fütterung mit Trocken- oder Nassfutter möglich. Beliebt ist bei Dobermännern auch das Barfen.

4. Rassenmerkmale des Dobermanns

Der Dobermann besticht durch seinen eleganten, stromlinienförmigen Körperbau, der ihn enorm schnell und wendig macht. Er ist sehr muskulös und verfügt über hervorragende Sinne, was ihn zum perfekten Wach- und Schutzhund macht. Die Hunderasse wird oft als Idealbild eines Hundes betrachtet, da er durch seine aufrechte Haltung sehr entschlossen, selbstbewusst und stolz wirkt.

Merkmal
Größe bis zu 68 cm
Gewicht Rüde: 40 – 45 kg , Hündin: 32 – 35 kg
Fell glänzend und kurz
Farben:
schwarz mit rotbraunen Abzeichen,
dunkelbraun mit rotbraunen Abzeichen
Ohren mittelgroß und hängend, liegen an den Wangen an
Kopf kräftig und mit ovalen, mittelgroßen  Augen
Schwanz fest und unbehaart im Bogen getragen

Neben Dobermännern in braun und schwarz gibt es sie auch in blau und „Isabell“. Tiere in diesen Farben haben oft Hautkrankheiten, sie verlieren außerdem nach und nach ihr Fell. Deshalb sind diese Dobermänner von der Zucht ausgeschlossen. Die Lebenserwartung liegt bei 10 bis 12 Jahren.

5. Kupieren der Ohren und Rute: Verbotene Tierquälerei

Dobermann

Das Kupieren der Ohren ist in weiten Teilen Europas verboten.

Bis 1987 durften die Ohren von in Deutschland geborenen Hunden kupiert werden. Seit 1998 darf auch der Schwanz von Hunden nicht mehr kupiert werden. Die Praxis des Kupierens von Ohren und Rute waren insbesondere bei Dobermännern sehr gängig und bestimmten die Wirkung des Hundes enorm mit.

Das Kupieren war für Hunde – insbesondere bei nicht fachgemäßer Durchführung und Nachsorge – mit Schmerzen und Komplikationen verbunden. Mit dem Verbot des Kupierens gilt dieser Eingriff laut nach § 6 des deutschen Tierschutzgesetzes als Tierquälerei.

Auch der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) richtet sich nach dem Verbot. Seit 2002 dürfen kupierte Hunde aus dem In- und Ausland nicht mehr ausgestellt werden. 2015 wurde auch der FCI-Rassestandard des Dobermanns angepasst, der vorsieht, dass Ohren und Rute naturbelassen bleiben.

Achtung: Auch in der Schweiz und in Österreich ist das Kupieren von Hunden verboten. Ausnahmen gelten wie in Deutschland, wenn das Kupieren medizinisch erforderlich ist. Bei Einreise eines kupierten Hundes in ein Land mit Kupier-Verbot muss eine Genehmigung vorliegen.

6. Häufige Krankheiten des Dobermanns 

Der Dobermann gilt als äußerst gesunde Hunderasse. Die Hunde haben oft ein langes und gesundes Leben. In den späteren Lebensjahren kommen die einen oder anderen altersbedingten Krankheiten hinzu, die bei dem aktiven Dobermann beispielsweise aus der starken Abnutzung der Knochen und Gelenke resultieren.

6.1. Kongenitale Vestibularsyndrom: Zunehmende Taubheit

Dobermann

Die Farbe Blau ist nicht anerkannt und ist besonders anfällig für Hauterkrankungen.

Zu den wenigen Krankheiten, die bei Dobermännern signifikant häufiger vorkommen als bei anderen Hunderassen, ist das kongenitale Vestibularsyndrom. Bereits in den ersten Lebenswochen des Welpen zeigt sich die genetisch bedingte Erkrankung an einer Kopfschiefhaltung und zunehmenden Koordinationsstörungen.

Die Ursache ist eine Fehlbildung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Oft endet die Erkrankung in einer ein- oder beidseitigen Taubheit. Etwa mit zwei Monaten haben sich die betroffenen Tiere jedoch darauf eingestellt und gleichen den fehlenden Gleichgewichtssinn durch andere Sinne aus. Das kongenitale Vestibularsyndrom kann nicht behandelt werden.

6.2. Hüftgelenksdysplasie: Oft altersbedingt

Insbesondere große Hunde wie der Dobermann sind von der Erkrankung des Hüftgelenks betroffen. Dabei kommt es aufgrund von starker Abnutzung, Fehlbildungen im Welpenalter oder weichen Knochen zu Verformungen des Hüftgelenks und der Hüftgelenkpfanne.

Es sind vor allem ältere Tiere betroffen, deren Knochen und Knorpel bereits stark abgenutzt sind. Die Hüftgelenksdysplasie kann aber auch die Folge einer nicht altersgemäßen Ernährung sein. Die Fehlstellung bereitet den Hunden zunehmend starke Schmerzen, weshalb sie eine entlastende Haltung einnehmen. Das zeigt sich beispielsweise in einem instabilen Gang.

Dobermänner mit Hüftgelenksdysplasie  erhalten schmerzstillende Medikamente. Außerdem können sie physiotherapeutisch behandelt werden. Je nach Diagnose kann das Hüftgelenk in einer Operation stabilisiert werden.

6.3. Dilatative Kardiomyopathie: Schwacher Herzmuskel

Bei dieser Funktionsstörung des Herzmuskels erweitert sich die linke bzw. rechte Herzkammer massiv. Das führt zu einer abnehmenden Herzmuskelleistung. Bei fehlender frühzeitiger Diagnose und Therapie kann es zum plötzlichen Herztod kommen.

Anzeichen für eine dilatative Kardiomyopathie können Schwäche, nachlassende Leistung und wenig Appetit sein. Die Erkrankung, die bei großen Hunden häufiger auftritt, ist nicht heilbar. Bei rechtzeitiger Feststellung kann der Fortschritt der Kardiomyopathie nur verlangsamt werden.

6.4. Von-Willebrand-Krankheit: Schlechte Blutgerinnung

Dobermann

Die Erziehung eines Dobermanns beinhaltet viel Übung und Ausdauer.

Bei dieser Blutgerinnungsstörung haben die betroffenen Tiere einen verminderten Von-Willebrand-Faktor. Dieser sorgt dafür, dass Wunden sich schließen und Blutungen schwächer werden.

Zu den frühen Anzeichen der Erkrankungen können insbesondere Zahnfleischbluten oder Nasenbluten gehören. Die Krankheit kann bereits mit 6 Monaten, aber auch erst im hohen Alter entdeckt werden. Die Von-Willebrand-Krankheit ist nicht heilbar. Je nachdem wie stark sie ausgeprägt ist, können die betroffenen Tiere ein Leben frei von Einschränkungen führen.

6.5. Dancing Dobermann Disease: Neurologische Ausfälle

Dabei handelt es sich um eine erblich bedingte neurologische Erkrankung. Sie verläuft fortschreitend und schränkt den Dobermann zunehmend in seiner Bewegung ein. Es beginnt zumeist mit der Beugung eines der Sprunggelenke, weshalb der betroffene Dobermann auf einem Hinterfuß steht. Bei einem Fortschreiten können beide Hinterbeine betroffen sein. Die Erkrankung ist nicht heilbar oder therapierbar.

7. Dobermann kaufen: Nervenstarke Hunde von erfahrenen Züchtern

Dobermann

Das Agility-Training trainiert die Stärken des Dobermanns.

Wer einen gesunden Welpen kaufen möchte, der sollte sich an einen erfahrenen, seriösen Züchter wenden. Eine natürliche Schärfe des Hundes ist ein Züchtungsziel. Verpaart man Hunde ohne Kenntnisse, können daraus Dobermänner entstehen, die über ein schwaches Nervenkostüm verfügen. Diese Hunde gelten als schwierig.

Der Preis für einen seriös gezüchteten Dobermann liegt zwischen 1.000 und 1.500 Euro. Da Dobermänner nicht als Anfängerhunde gelten, sind viele unerfahrene Halter mit dem Tier überfordert. Die betroffenen Tiere landen oft im Tierheim. Deshalb können Interessenten einen Dobermann auch aus dem Tierheim oder der Dobermann-Nothilfe aufnehmen.

Beliebt sind auch der Rottweiler-Dobermann-Mix sowie der Mix mit einem Labrador. Vor der Anschaffung sollten weitere, anfallende Kosten bedacht werden. Neben den üblichen Kosten für die Ausstattung und der Hundesteuer kann auch eine Hundehaftpflichtversicherung notwendig sein. Diese wird insbesondere in Brandenburg benötigt, wo die Hundeversicherung für Listenhunde wie Dobermänner Pflicht ist.

8. Lesenswerte Bücher über den Dobermann

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