- Ein Warmblut steht typ- und temperamentsmäßig zwischen dem Kalt- und dem Vollblut. Warmblüter vereinen die Merkmale dieser Pferdetypen.
- Weltweit sind deutsche Warmblutrassen im Turniersport erfolgreich, vor allem in den Bereichen Dressur und Springen.
- Die wichtigsten Zuchtgebiete für Warmblüter in Deutschland liegen in Hannover, Westfalen, Holstein und Oldenburg. Als absolutes Allroundtalent gilt der Hannoveraner, als besonders edle Warmblutrasse der Trakehner.
Warmblüter liegen in Bezug auf Größe, Gewicht und Temperament zwischen Voll- und Kaltblütern. Es sind freundliche, edle und vielseitige Rassen und echte Allroundtalente im Pferdesport. Auch als Freizeitpferd sind Warmblüter aufgrund Ihrer Vielseitigkeit sehr beliebt.
In unserem Ratgeber erfahren Sie alles weitere Wissenswerte rund um das Warmblut, lernen die häufigsten Warmblutrassen kennen und auch, wofür sie beim Reiten eingesetzt werden.
Inhalt
- 1. Das Warmblut: Verbreiteter Pferdetyp mit bewegter Geschichte
- 2. Rassenmerkmale beim Warmblut
- 3. Offenes Stutbuch: Die Besonderheiten der Zucht von Warmblutrassen
- 4. Das Warmblut als Partner im Sport: National wie international extrem erfolgreich
- 5. Ein Warmblut kaufen: Abstammung und Ausbildungsstand bestimmen den Preis
- 6. Interessante Bücher über Pferde
1. Das Warmblut: Verbreiteter Pferdetyp mit bewegter Geschichte
Warmblüter werden auf dem europäischen Festland seit dem 18. Jahrhundert gezüchtet, wobei Gebrauchspferde aus dem bäuerlichen Kontext den Grundstein dafür legten. Die Zuchtgeschichte des Warmbluts kennt alle Pferdetypen: Zu Beginn der Zucht war der Anteil an Kaltblut noch deutlich höher als heute, die Pferde kräftiger und körperlich sehr robust.
Ein so gezüchtetes, schweres Warmblut war weiterhin für die Arbeit in der Landwirtschaft geeignet. Das Einkreuzen von spanischen und arabischen Pferden brachte dann einen deutlich schnelleren und wendigeren Pferdetyp hervor: Dieser diente nun auch repräsentativen Zwecken und wurde als elegantes Reit- und Kutschpferd eingesetzt.
Hierdurch entstand im Übrigen auch die bekannteste Vollblutrasse, das Englische Vollblut. Noch heute wird diese Rasse zur Veredelung der Warmblutrassen verwendet.
Warmblut und Pony: Es gibt zwar eine große Anzahl eigener Pony-Rassen, häufig findet man aber vor allem im Turniersport Reitpferdeponys, die durch die Einkreuzung von Warmblütern veredelt wurden. Beim Deutschen Reitpony handelt es sich quasi um ein Miniatur-Warmblut mit einer Größe bis zu einem Stockmaß von 148 cm.
2. Rassenmerkmale beim Warmblut
Warmblüter gelten als freundliche Pferde, die menschenbezogen und oft sehr anhänglich sind. Sie kommen weltweit in einer großen Anzahl an Rassen vor, wobei deutsche Rassen extrem verbreitet und im Turniersport sehr erfolgreich sind. Als Warm- Kalt- oder Vollblut werden Pferde übrigens nicht aufgrund ihrer Körpertemperatur bezeichnet, denn die liegt bei jedem Pferd bei etwa 38°C. Stattdessen geht es sowohl um Temperament als auch Körperbau einer Rasse.
Im Unterschied zum Vollblut sind Warmblüter insgesamt etwas größer, im Gewicht etwas schwerer und dafür im Temperament gemäßigter. Im Unterschied zum Kaltblut ist das Warmblut deutlich wendiger und sportlicher, dafür aber genauso freundlich und menschenbezogen. Grundsätzlich erfüllen Warmblüter also perfekte Voraussetzungen für Sport und Freizeit. Die wichtigsten Merkmale von Warmblutrassen finden Sie in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.
Allgemeiner Körperbau | Farben, Fell und Abzeichen |
---|---|
Muskulöser Körperbau, starker, gerader und markanter Kopf, sehr ausdrucksvoll | Alle vier Grundfarben möglich: Braune, Rappen, Füchse und Schimmel |
Stockmaß 150 bis 180 cm, gut bemuskelte, leicht geneigte Kruppe | Hoch angesetzter Schweif mit dichtem und langem Haar |
regelmäßige, energische und schwungvolle Gänge | übermäßige weiße Abzeichen sind nicht gewünscht |
3. Offenes Stutbuch: Die Besonderheiten der Zucht von Warmblutrassen
Im Gegensatz zu anderen Pferderassen verfügen viele der über 100 bekannten Warmblutrassen über ein so genanntes offenes Stutbuch. Das bedeutet, dass auch Nachkommen nicht eingetragener Pferde dort eingetragen werden können, wenn sie die Rasseanforderungen erfüllen.
Voraussetzung dabei ist, dass eine Genehmigung vorliegt und die Elterntiere gültige Papiere aufweisen. Ansonsten ist dieses flexible Verfahren besonders günstig, um gezielte Verbesserungen in der Zucht zu erreichen, da andere Rassen eingekreuzt werden dürfen.
Die deutschen Warmblutrassen sind weltweit führend in der Zucht. Zu den bekanntesten Rassen gehören der Hannoveraner, der Westfale, der Holsteiner, der Oldenburger und der Trakehner. Die Namen bezeichnen nicht nur die Rasse, sondern sind gleichzeitig ein Hinweis auf die Zuchtgebiete.
3.1. Hannoveraner: vielseitig, gelehrig und ausgeglichen
Die Warmblutrasse „Hannoveraner“ ist weit verbreitet und unter den Warmblutrassen zahlenmäßig am stärksten vertreten. Bekannt ist sie seit dem 15. Jahrhundert, das Hauptzuchtgebiet liegt – wie der Name schon verrät – in Niedersachsen. Insgesamt besteht die Zuchtpopulation aus etwa 530 Zuchthengsten und 17.000 Zuchtstuten. Hannoveraner sind im Pferdesport dominierend vertreten, vor allem im Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsreiten.
Ursprünglich wurde der Hannoveraner für die Landwirtschaft gezüchtet und auch im Militärdienst eingesetzt. Das Niedersächsische Landesgestüt Celle begründete die Zucht am 27. Juli 1735. Der heutige Hannoveraner geht auf die Einkreuzung von Vollblütern und englischen Halbbluthengsten im 19. Jahrhundert zurück. Dennoch blieb die Zucht vorrangig auf Pferde spezialisiert, die überall in der Landwirtschaft einsetzbar waren.
Erst als hier vermehrt Maschinen zum Einsatz kamen, wurde der Weg für ein Pferd frei, das vermehrt sportliche Anforderungen erfüllen konnte. Durch weitere Einkreuzung von Vollblutpferden und edlen Warmblütern wie Trakehnern wurde der Grundstein für die heute auf so vielen Gebieten erfolgreichen Hannoveraner gelegt.
Hannoveraner weisen ein Stockmaß (also eine Widerristhöhe) von 160 bis 185 Zentimeter auf und sind in allen Farben vertreten. Sie gelten als das „vielseitigste“ Warmblutpferd, als ausgesprochen gelehrig und mit einem ausgeglichenen Charakter. Ihr herausragendes Gangwerk ist der Grund, weshalb Hannoveraner international im großen Turniersport so erfolgreich eingesetzt werden. Aber auch als Freizeitpferd ist er bestens geeignet: Er ist mutig, geländetauglich und sehr zuverlässig.
3.2. Westfale: ruhig, zuverlässig und sportlich
Nach dem Hannoveraner beschreibt der Westfale die zweitgrößte deutsche Warmblutzucht. Auch der Westfale entspricht optisch einem eleganten Sportpferd und ist dem Hannoveraner ähnlich. Westfalen werden jedoch vermehrt im Freizeitbereich eingesetzt, weil er als wenig nervös gilt, sondern als ruhig, ausgeglichen und sehr zuverlässig beschrieben wird. Der Westfale kommt in allen Grundfarben vor, das Stockmaß liegt zwischen 165 und 172 Zentimetern.
Gestartet wurde die deutsche Zucht 1826 im Landgestüt Warendorf in Nordrhein-Westfalen, aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Zucht richtig Fahrt auf. Das Westfälische Pferdestammbuch wurde 1904 gegründet. Zu diesem Zeitpunkt berücksichtigte die Zucht Kalt- und Warmblutzucht gleichermaßen, weil sowohl Pferde für den Einsatz in der Landwirtschaft als auch vor der Kutsche gebraucht wurden.
Wie beim Holsteiner wurde die Zucht nach dem Zweiten Weltkrieg weiter in sportlicher Hinsicht veredelt und Hengste aus anderen Warmblutzuchten wie auch Vollblüter eingekreuzt.
3.3. Holsteiner: intelligent, arbeitsam und mutig
Als dritthäufigste deutsche Warmblutrasse wird der Holsteiner geführt. Wie der Name bereits verrät, wird diese Rasse vor allem in Schleswig-Holstein gezüchtet. Der Holsteiner gehört zum Deutschen Reitpferd, ist großlinig und kräftig. Obwohl der Holsteiner sehr kompakt ist, wirkt er ausdrucksvoll und elegant. Typisch für ein Warmblut kommt auch der Holsteiner sehr sportlich daher, hat rassetypisch einen mittellangen Rücken und schlanke Beine.
Der unkomplizierte Holsteiner gilt als sehr intelligent, will gefallen und gerne arbeiten. Als sportliches Reitpferd bringt er für alle Pferdesportarten außer dem Rennsport perfekte Anlagen mit. Besonders oft findet man ihn im Springreiten und der Dressur.
Davon abgesehen eignen sich die raumgreifenden Gänge der Holsteiner auch für den Freizeitbereich. Mit einem Holsteiner bekommt man einen mutigen, sehr freundlichen und ausdauernden Partner für lange Ausritte an die Seite.
3.4. Oldenburger: sportlich, fleißig und gutmütig
Wie schon beim Hannoveraner ist das Hauptzuchtgebiet des Oldenburgers ebenfalls Norddeutschland. In Oldenburg wurde diese Warmblutrasse bereits seit Beginn des 17. Jahrhunderts gezüchtet. Von diesem Zeitpunkt an wurde aus einem kräftigen, bäuerlichen Arbeitspferd ein elegantes Kutschpferd, das fortwährend weiter veredelt wurde.
Info: Bis in die heutige Zeit wurde neben dem Oldenburger Pferd auch das Oldenburger Springpferd gezüchtet – beides sind kräftige und imposante Sportpferdetypen. Diese getrennte Zucht geht auf zwei Verbände zurück, die jedoch zusammenarbeiten und mit dem Oldenburger Pferdezuchtverband e. V. einem gemeinsamen Dachverband angehören.
Der Oldenburger hat hervorragende Eigenschaften und gilt als mutiges und sehr gutmütiges Pferd mit einem tollen Charakter. Er ist fleißig, arbeitet gerne mit und wird mit großem Erfolg als Spring- aber auch als Dressurpferd eingesetzt.
3.5. Trakehner: edel, reinblütig, spezialisiert
Die fünfthäufigste Warmblutrasse in Deutschland ist der Trakehner. Er gilt als edles Warmblut, was auch an seiner reinblütigen Zucht liegt. Außer Trakehnern werden für die Veredelung ausschließlich Englisches und Arabisches Vollblut eingekreuzt sowie Shagya- und Anglo-Araber. Aus diesem Grund unterscheidet sich der Trakehner von anderen Warmblutrassen optisch am meisten: Er entspricht dem arabisierten Profil eines ausgesprochen eleganten Reitpferdes mit einem langen Hals, ausgeprägtem Widerrist und mittellanger Kruppe.
Weltweit wird die Zucht mit etwa 280 Zuchthengste sowie 4.500 Zuchtstuten geführt. Das Hauptgestüt war seit dem 13. Jahrhundert Trakehnen, weshalb alle Pferde von dort als Trakehner bezeichnet wurden – alle anderen als Ostpreußisches Warmblut Trakehner Abstammung. Streng genommen gibt es heute nur noch den „Ostpreußen“, da im Hauptgestüt nicht mehr gezüchtet wird. Allerdings wird umgangssprachlich weiter von „Trakehner“ gesprochen und unter dieser Bezeichnung ist diese Pferderasse auch weltbekannt.
3.6. Weitere Warmblutrassen
Die richtige Gebissgröße finden
Neu-Pferdebesitzer wissen oft nicht, welche Gebissgröße die richtige ist. Als Faustregel gilt beim Warmblut eine Größe von 13,5-14,5 cm. Im Maulwinkel sollten 2 bis 3 Falten entstehen.
Die deutschen Warmblutrassen sind international am verbreitetsten und auch am erfolgreichsten. Hier gehört neben den bereits genannten Warmblutrassen auch beispielsweise das Bayerische Warmblut dazu. Allerdings gibt es auch in anderen Ländern erfolgreiche Zuchtlinien, beispielsweise das Englische Warmblut. Die englischen Warmblutrassen entstanden aus Kreuzungen zwischen deutschen, niederländischen und skandinavischen Rassen und konnten sich als repräsentative Arten ebenfalls auf dem Markt durchsetzen. Das bekannte Britische Warmblut gibt es als eigene Rasse erst seit den 1970er Jahren.
Neben den Grundfarben in der Warmblutzucht gibt es auch Warmblutrassen, in denen Schecken vorkommen, beispielsweise die Pintos. Pintos gibt es dabei sowohl als Pferde als auch als Ponys (mit niedrigerem Stockmaß).
4. Das Warmblut als Partner im Sport: National wie international extrem erfolgreich
Warmblüter sind meist nicht nur sehr ausgeglichene und freundliche Pferde, sondern im Pferdesport auch sehr erfolgreich. Mit ihrem Erscheinungsbild und ihrem Temperament, den weiten, raumgreifenden und schwungvollen Gängen und der belastbaren Psyche belegen sie auf internationalen Turnieren Spitzenplätze. Im Springen und in der Dressur werden in den hohen Leistungsklassen fast ausschließlich Warmblutpferde eingesetzt.
Allen voran sind es die Hannoveraner, die mit herausragenden Spitzenpferden immer wieder von sich reden machen. Nur ein Beispiel:
2008 gewannen bei den Olympischen Spielen drei Hannoveraner die Mannschaftsgoldmedaille im Dressurreiten: Bonaparte (Heike Kemmer), Satchmo (Isabell Werth) und Elvis (Nadine Capellmann) waren so erfolgreich, dass kein anderes Team heranreichte.
5. Ein Warmblut kaufen: Abstammung und Ausbildungsstand bestimmen den Preis
Warmblutpferde müssen nicht teuer sein. Je „besser“ jedoch die Abstammung, je erfolgreicher die Eltern und je exklusiver die Zucht, umso teurer wird das Pferd. Bei Pferden wird der Preis außerdem massiv vom Ausbildungsstand beeinflusst, zudem davon, ob Sie einen Hengst, eine Stute oder einen Wallach wünschen. Ein Hannoveranerfohlen kann man beispielsweise schon zu einem Preis um die 3.000 Euro bekommen, ein fünfjähriges ausgebildetes Pferd bester Abstammung kostet durchaus mehrere zehntausend Euro.
Natürlich gibt es auch sehr viele Warmblüter, die zu erschwinglichen Preisen zu haben sind, gut ausgebildet sind und ebenfalls eine gute Abstammung haben. Oft werden auch Pferde aus Reitbetrieben verkauft, die bereits mittelalt sind aber aufgrund ihrer Erfahrung hervorragend für Anfänger geeignet sind. Letztendlich kommt es ganz darauf an, was Ihre eigenen Ambitionen sind und ob Sie ein Pferd für den Turniersport suchen oder einen lässigen Partner für die Freizeit.