Quarter Horse: das Westernpferd mit Nerven aus Stahl

  • Weltweit ist das Quarter Horse zahlenmäßig am stärksten vertreten.
  • Der Name der Pferderasse geht auf ein Rennen zurück.
  • Der gelassene, freundliche Charakter der Tiere ist einzigartig.

Das Quarter Horse war dabei, als der Mensch den Westen Nordamerikas eroberte, half ihm bei der Beaufsichtigung der Rinderherden und lief für ihn immer und immer wieder um die Wette. Der ausgeglichene Charakter und der robuste Körper machen es nicht umsonst weltweit zu einem der beliebtesten Pferde. Erfahren Sie hier alles über die Geschichte, die Eigenschaften und die Einsatzmöglichkeiten des Quarter Horse.

1. Ein neues Pferd für einen neuen Kontinent

Als die Europäer den amerikanischen Kontinent für sich entdeckten, brachten sie ihre jeweiligen Pferde mit sich. Im 18. Jahrhundert begannen sie, ihre englischen Vollblüter, Berber, Araber, irischen Ponys und Andalusier untereinander zu kreuzen. Aus dem frühen Mix entstand schließlich eine eigenständige Rasse mit vielen guten Eigenschaften, nachdem die Züchter Wert auf bestimmte Merkmale gelegt hatten: Auf der Ranch brauchten die Farmer einen belastbaren, willigen Partner.

Europa als Spätzünder

Erst 1964 gelangten die ersten Quarter Horses nach Europa. Seitdem steigt ihre Beliebtheit aber stark an.

Auch die Cowboys waren sehr zufrieden mit den Pferden, die schnell beschleunigen konnten, aber nicht leicht aus der Ruhe zu bringen waren. Die Wendigkeit, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer der Tiere machte sie perfekt geeignet als verlässliche Arbeitstiere der verwegenen Viehhirten. Die nervenstarken Tiere sind bis heute in Western zu sehen, aber auch in anderen Produktionen wie „Black Beauty“ oder dem Film „Der Pferdeflüsterer“.

2. Quarter Horses als Renn- und Freizeitpferde

Unter der Woche arbeiteten die kräftigen Pferde auf der Ranch, doch am Wochenende wurden sie gern auch für Rennen eingesetzt: Dank ihres raschen Antritts zeigten sie sich schnell als kaum schlagbar in Quarter Mile-Races, also Rennen über die Distanz von einer Viertelmeile. Daher rührt auch der Name der Tiere.

pferderennen mit jockeys

Dem Rennen über die Viertelmeile (Quarter Mile) verdanken die schnellen Pferde ihren Namen.

Vor allem in den Vereinigten Staaten werden diese Rennen nach wie vor veranstaltet, allerdings sind Quarter Horses auch beliebte Westernpferde: Sie sind gelehrig und leicht zu trainieren und haben mit dem richtigen Reiter Spaß an komplizierten Aufgaben wie dem Reining.

Als reine Freizeitpferde für Ausritte und Kutschfahrten sind sie ebenfalls geeignet, und auch das Springen ist ihnen nicht fremd. Lediglich für die filigranen und flexiblen Aufgaben des Dressurreitens eignen sich andere Rassen deutlich besser.

3. Das Quarter Horse hat viele Erscheinungsformen

Da das gelassene, robuste Pferd auf so unterschiedliche Art und Weise eingesetzt wird, gibt es auch mehrere verschiedene Typen: Je nach Zucht wird auf das eine oder andere Merkmal mehr Wert gelegt. Das führt dazu, dass die Tiere letzten Endes sehr unterschiedlich aussehen können.

3.1. Der Steckbrief des Quarter Horse

Grundsätzlich ist das Quarter Horse relativ kompakt und muskulös. Sein Kopf und seine Ohren sind kurz, das Maul schmal, doch die Augen sind groß und weit offen. Unter der breiten Brust stehen die Beine relativ weit auseinander. Der Rumpf ist kräftig, die Röhrbeine sind kurz und die Hufe hart und nicht zu groß.

quarter horse hengst guckt aufmerksam

Die kleinen Ohren, das schmale Maul und der kräftige, muskulöse Körper sind typisch für das Quarter Horse.

Die abfallende, muskulöse Kruppe mit dem tief angesetzten Schweif und die kräftige Hinterhand ermöglichen den Tieren den schnellen Antritt. Die Größe unterscheidet sich teils sehr stark bei der Rasse; das Stockmaß liegt häufig zwischen 145 und 165 Zentimetern (wobei es noch immer Ausreißer zu beiden Seiten gibt). Im Durchschnitt wiegt das Quarter Horse etwa 530 Kilogramm, aber das tatsächliche Gewicht der einzelnen Tiere geht weit auseinander.

Farblich ist für die Tiere fast alles erlaubt: Vom schlichten black (Schwarz) über blue roan (also Schwarz mit Stichelhaaren) und Dun (Falbe mit schwarzem Langhaare) oder Grullo (Graufalbe mit schwarzem Langhaar) bis hin zu den creme- oder goldfarbenen Palominos mit langen weißen Haaren können alle Farben vertreten sein. Besonders häufig sind jedoch Füchse.

Info: Einzig Schecken kommen beim Quarter Horse nicht vor. Ein geschecktes Westernpferd ist etwa das Paint Horse, das aus dem Quarter Horse hervorgegangen ist.

3.2. Die Zucht geht verschiedene Wege

Die Richtungen, die die Zucht des American Quarter Horse einschlägt, sind ebenso vielfältig wie seine Einsatzmöglichkeiten. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die AQHA, also die American Quarter Horse Association, inzwischen der größte Züchterverband der Welt ist. Es haben sich inzwischen sechs Typen der Pferderasse entwickelt:

  • Foundation Horses: entsprechen dem alten Arbeitspferd noch am ehesten, haben nicht mehr als 20 % Vollblüteranteil
  • Cow Horses: bringen „Cow Sense“ mit, eignen sich für die Arbeit auf der Ranch, sind muskulös und reaktionsschnell
  • Reining Horses: kleiner und athletischer als die meisten anderen Typen, gut zu trainieren, sehr gut geeignet als Westernpferde
  • Halter Horses: kommen dem amerikanischen Zuchtziel am nächsten, sind besonders schön anzusehen
  • Pleasure/Hunter Horses: größer und feingliedriger mit raumgreifendem Schritt und hohem Vollblut-Anteil
  • Racehorses: werden vor allem in den USA fast ausschließlich auf Schnelligkeit gezüchtet

Bei uns ist das Quarter Horse als Rennpferd nicht weit verbreitet. Beliebt ist es vor allem als Freizeit- und Westernpferd.

3.3. Das Quarter Horse hat besondere Fähigkeiten

quarter horse mit reiter beim sliding stop

Der Sliding Stop ist einer der aufsehenerregenden Tricks, die das Quarter Horse lernen kann.

Wie die meisten anderen Pferde auch beherrscht das Quarter Horse die Gangarten Schritt, Trab und Galopp. Es läuft im Allgemeinen sehr gleichmäßig und ist daher bequem für den Reiter.

Die Westernpferde lernen aber leicht besondere Tricks, mit denen andere Rassen sich eher schwertun. Dazu zählen etwa der spektakuläre Sliding Stop, bei dem das Pferd aus dem Galopp heraus auf der Hinterhand rutscht. Zudem beherrschen die Pferde auch gesprungene Hinterhandwendungen und das Rückwärtsrichten.

Welche Traglast das Quarter Horse schafft, lässt sich nicht so einfach sagen – zu groß sind die Unterschiede der einzelnen Arten dieser Rasse. Größe, Gewicht und Muskeln spielen ebenso eine Rolle wie die Frage, ob es sich um Hengst, Stute oder Wallach handelt. Als Faustregel lässt sich aber festhalten, dass ein grundsätzlich kräftiges und robustes Pferd wie das Quarter Horse rund ein Fünftel seines eigenen Gewichts tragen kann.

4. Das Wesen des Quarter Horse ist außergewöhnlich

quarter horse stute mit fohlen auf wiese

Schon die Quarter Horse Fohlen sind neugierig und interessiert.

Vielen Pferden sagt man nach, dass sie schreckhaft seien – das kann man vom Quarter Horse nicht behaupten: Die Tiere bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Gleichzeitig haben sie einen offenen und liebenswürdigen Charakter. Schon als Fohlen sind sie neugierig und kennen kaum Furcht.

Dieses Verhalten zieht sich durch bis ins Erwachsenenalter und sorgt dafür, dass die Tiere mit Eifer und viel gutem Willen an alle Aufgaben herangehen, die man ihnen stellt. Sie sind zuverlässig und erweisen sich immer wieder als gute Partner bei der Arbeit, beim Sport oder in der Freizeit.

5. Pferdehaltung ist grundsätzlich nicht günstig

pferd guckt aus stall

Die Stallmiete ist nur einer von zahlreichen Kostenpunkten, die Sie in Betracht ziehen müssen, wenn Sie sich ein Pferd zulegen.

Ein Geschöpf, das gut 500 Kilogramm auf die Waage bringt, muss ordentlich fressen und braucht viel Platz. Ein Pferd ist in der Haltung deutlich teurer als viele andere Tiere. Gerade das intelligente, energiegeladene Quarter Horse braucht außerdem viel Input und Bewegung.

Vor der Anschaffung sollten Sie sorgfältig überlegen, ob Sie die Kosten für ein Pferd aufbringen können: Besitzen Sie keinen eigenen Stall und müssen entsprechend eine Box mieten, liegen die Kosten für Unterkunft, Futter, Pflegeartikel, Hufschmied und Tierarzt bei gut 4.500 Euro jährlich – vorausgesetzt, Ihr Pferd wird nicht krank.

Nach oben ist diese Summe übrigens offen, je nachdem, wo das Tier steht und wie Sie es trainieren. Viele Menschen kaufen beim Züchter Tiere im Alter von drei Jahren, die bereits geritten werden können. Bedenken Sie nun, dass ein Pferd im Schnitt seine 25 Lebensjahre erreichen kann, liegen die reinen Unterhaltskosten für das Tier schon bei annähernd 100.000 Euro.

6. Hier finden Sie seriöse Züchter

schönes palomino quarter horse auf schwarzem grund

Vom seriösen Züchter bekommen Sie ein gesundes, schönes Pferd, an dem Sie lange Ihre Freude haben.

Möchten Sie sich ein Quarter Horse anschaffen und dafür nicht in die USA reisen, finden Sie auf der Seite des Deutschen Quarter Horse Association e. V. (DQHA) seriöse Züchter der liebenswerten Tiere und viele spannende Informationen. Bereiten Sie sich darauf vor, tief in die Tasche zu greifen: Für einen Dreijährigen, der bereits an den Sattel gewöhnt ist, können Sie gut 6.000 Euro einrechnen, je nach Zucht auch mehr.

Wünschen Sie für die Anschaffung  weniger Geld auszugeben, bleibt Ihnen der Kauf von Privatpersonen: Oft sind Pferde der Umstände wegen abzugeben, und ihre Besitzer verlangen geringere Preise für sie. Häufig sind sie schon etwas älter, und manchmal haben sie im Laufe der Zeit gewisse „Macken“ entwickelt. Nehmen Sie sich daher Zeit, die Tiere im Vorfeld genau anzusehen, zu reiten und ein wenig kennenzulernen.

Achtung: Wenn Sie das Pferd von einer Privatperson kaufen, können Sie nicht in allen Fällen mit Papieren rechnen.

7. Buchempfehlungen zum Quarter Horse

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