Milben: ungebetene und meist wenig beliebte Spinnentiere

Mehrere Hausstaubmilben in der Makroaufnahme
  • Milben stellen mit rund 50.000 Arten die artenreichste Gruppe der Spinnentiere dar. Es sind winzige Gliederfüßer, viele davon sind mit bloßem Auge kaum erkennbar.
  • Besonders bekannt sind die im Grunde harmlosen, aber durch ihren Kot hoch allergenen Hausstaubmilben. Zu den größten Milben gehören die Zecken.
  • Milben besiedeln viele verschiedene Lebensräume, manche befallen auch Menschen. Viele Milben leben als Parasiten und ernähren sich von ihrem Wirt.

Milben gehören zu den Spinnentieren und sind im Allgemeinen nicht sonderlich beliebt. Das liegt an ihrer Lebensweise und daran, dass sie auch den Menschen und seinen Lebensraum befallen können.

In unserem Ratgeber erfahren Sie, wie Milben genau aussehen, welche bekannten Arten es gibt und was sie besonders macht. Außerdem erfahren Sie, was Sie tun können, um die Winzlinge loszuwerden.

1. Milben: Eine Unterklasse der Spinnentiere mit rund 50.000 Arten

Milben gehören zur artenreichsten Gruppe der Spinnentiere. Weltweit sind rund 50.000 Arten bekannt, wobei immer wieder neue Exemplare entdeckt werden. Gerade aufgrund ihrer Winzigkeit ist davon auszugehen, dass hier das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.

Die meisten Arten haben einen ähnlichen Körperbau. Allerdings unterscheiden sich Milben in ihrer Lebensweise, dem Lebensraum und ihrer Körpergröße. Die kleinsten Milben sind nur 0,1 Millimeter groß. Zu den größten ihrer Art gehören Zecken, die vollgesogen bis zu drei Zentimeter groß sein können.

Die meisten Milbenarten sind blind, mache haben jedoch zwischen einem und fünf Augen. Über einen Gesichtssinn verfügen nur räuberisch lebende Milben.

1.1. Milben besiedeln auch ungewöhnliche Lebensräume

Milben sind anpassungsfähige Tiere, die es geschafft haben, auch die ungewöhnlichsten Lebensräume zu besiedeln. Etwa die Hälfte der bekannten Milbenarten lebt im Boden, allerdings kommen sie auch in Affenlungen, an den Haarwurzeln menschlicher Wimpern oder in den Nasenlöchern von Vögeln vor.

Gewusst wie: Nicht selten nutzen Milben andere Lebewesen als bequemes Transportmittel, da sie selbst sehr langsam sind. Meistens muss das tierische Taxi dann auch noch als Futterlieferant herhalten, indem beispielsweise Blut gesaugt wird.

Übrigens: Im Hochgebirge kommen Milben nur vereinzelt vor. Hier ist den Spinnentieren die Luftfeuchtigkeit zu gering. Ein guter Ort für alle, die auf die Ausscheidungen der Tierchen allergisch reagieren!

1.2. Hautschuppen, Blut, Pflanzen und Pilze – die Ernährung ist sehr unterschiedlich

Von Varroamilben befallene Drohenpuppe im Bienenstock

Eine von Varroamilben befallene Drohnenpuppe.

Nicht nur in ihren Lebensräumen unterscheiden sich Milben, auch in der Ernährung sind die Arten sehr vielseitig. Ein Großteil der Milben lebt parasitär und ernährt sich von Blut oder Hautteilchen ihrer Wirte. Ein Teil der Milben hat sich auf Aas spezialisiert, andere leben räuberisch und gehen auf Jagd, wieder andere ernähren sich von Pflanzen.

Die Mehlmilbe (Acarus siro) befällt Mehl und anderes Getreide, ist sehr widerstandsfähig gegenüber Pestiziden und verändert die Inhaltsstoffe. Durch Mehlmilben verunreinigte Speisen können bei Menschen schwere allergische Reaktionen hervorrufen.

Aufgrund ihrer Lebensweise werden die meisten Milben als Schädlinge angesehen. Gerade die im Boden lebenden Arten sind jedoch äußerst nützlich und tragen zur Humusbildung bei.

2. Milben als nützliche Helfer im Gartenbau

Würchwitzer Milbenkäse

Aus Sachsen-Anhalt kommt eine Käsespezialität, bei deren Herstellung Käsemilben (Tyrophagus casei) zum Einsatz kommen. Ihre Enzyme sorgen für die nötige Reifung.

Neben den bereits erwähnten humusbildenden Milben im Boden, gibt es weitere Milbenarten, die im Garten- und Landschaftsbau als nützliche Helfer angesehen werden. Das betrifft vor allem alle räuberisch lebenden Milben, weil diese Schädlinge vertilgen – meist andere Milben. Gerade in Gewächshäusern oder in Weinbergen ist dieser Faktor nicht zu vernachlässigen, da hier oft Spinnmilben oder Kräuselmilben Obst und Gemüse befallen.

Raubmilben wie Typhlodromus pyri machen Jagd auf ihre Artgenossen, ernähren sich aber auch von Schildlauslarven und anderen Schädlingen. Auf diese Weise dämmen sie deren Bestand so ein, dass keine relevanten Schäden an Wein oder Gemüse entstehen.

Wissenswert: Raubmilben werden extra gezüchtet. Gerade in der ökologischen Landwirtschaft sind sie unverzichtbar, da chemische Mittel nicht verwendet werden dürfen.

3. Krankheiten: Durch Milben verursachte Allergien und Hautkrankheiten

Erkrankungen durch Milben (Acariose) betreffen vor allem die Atemwege und die Haut. Für Erkrankungen der Atemwege sind in der Regel Hausstaubmilben verantwortlich. Die Milben an sich sind eigentlich harmlos, allerdings sind ihre Ausscheidungen hochallergen. In der Folge entwickeln manche Menschen Hausstauballergien, die unbehandelt in Asthma enden und anaphylaktische Reaktionen hervorrufen können.

krätzmilbe auf der Haut 100-fach vergrößert

Krätzmilben in menschlicher Haut – 100fach vergrößert. Sie verursachen Juckreiz und Ausschlag.

So genannte Grabmilben (Krätzmilben) befallen die Haut und legen in dort hineingebohrte Gänge ihre Eier. Dementsprechend unangenehm sind die Symptome. Krätzmilben können sowohl beim Menschen vorkommen als auch Tiere befallen – bei Menschen führen die Milbenbisse zu Krätze, bei Tieren zu Räude. Wer betroffen ist, leidet meist unter starkem Juckreiz. Allerdings ist ein Milbenbefall gut mit Medikamenten zu behandeln.

Eine Sonderform von Krätzmilben sind Demodex-Milben, die den Haarbalg befallen. Bei Menschen ist die Haarbalgmilbe Demodex folliculorum ein relativ harmloser Bewohner. Bei Hunden sorgt Demodex canis bei schlechtem Immunsystem für Haarausfall, der vor allem im Gesicht schnell sichtbar wird. Katzen werden häufig von Ohrmilben befallen.

Einen Milbenbefall erkennen Sie oftmals an schuppiger, geröteter Haut, die Krusten bildet oder einen Ausschlag aufweist. In diesem Fall sollten Sie eine Hautärztin oder einen Hautarzt konsultieren.

Milben können auch Krankheiten übertragen. Das betrifft beispielsweise Zecken, die neben den bekannten Krankheiten FSME (virale Hirnhautentzündung) und Borreliose auch das Kongo-Fieber und das Fleckfieber übertragen können. Grundsätzlich verursachen Milbenbisse so gut wie immer Hautreizungen.

Natürlich sind nicht alle Hautausschläge mit Milben zu erklären. Eine Übersicht über parasitäre Ursachen von Hauterkrankungen finden Sie hier.

4. Milben im Haushalt: Man kann ihnen kaum entkommen

Hausstaub mit Milben auf Boden

Auch im Hausstaub finden Sie Milben. Viel saugen und feucht wischen reduziert deshalb deren Anzahl.

In menschlicher Nähe ist vor allem die bereits erwähnte Hausstaubmilbe relevant. Die gute Nachricht ist: Eigentlich sind Hausstaubmilben harmlos. Die schlechte: Man kann ihnen kaum entkommen.

Denn die winzigen Spinnentiere sind meist nur 0,1 Millimeter groß und halten sich bevorzugt in Matratzen, Bettwäsche, Teppichen etc. auf. Erkennen können Sie die Tierchen kaum – allerdings kommen sie in jedem Haushalt vor.

Die Winzlinge werden im Schnitt 30 Tage alt, schaffen unter günstigen Bedingungen aber auch 100 Tage. Sie lieben menschliche Hautschuppen und halten sich daher bevorzugt ganz in Ihrer Nähe auf. Vor allem im Bett sind die Bedingungen hervorragend: Das Angebot an Nahrung, die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur bieten den Milben ein absolutes Wohlfühlklima.

Info: Selbst wenn Sie noch so viel putzen, Milben bekämpfen ist eine Sisyphusarbeit. Die ungefragten Hausbesetzer werden Sie auch mit großen Anstrengungen nicht gänzlich eliminieren können. Es ist nämlich keine Frage der Hygiene, ob Sie Milben im Haus beziehungsweise im Bett haben! Wir werden Ihnen jedoch einige Möglichkeiten zeigen, um die Population zumindest weitgehend in Schach zu halten.

4.1. Hausstaubmilben gibt es zu jeder Jahreszeit – besonders im Spätsommer

Ihre Blüte erleben die Populationen der Hausstaubmilbe zwar im Spätsommer, aber eigentlich kennen sie keine Jahreszeiten. Selbst im Winter sind die Spinnentiere sehr aktiv, paaren sich und legen Eier. Die trockene Heizungsluft bekommt den Tieren zwar nicht besonders, aber auch in der kalten Jahreszeit können Millionen an Tieren im Bett leben.

Da die Allergiebelastung vor allem zwischen Mai und Oktober hoch ist, helfen Maßnahmen wie das regelmäßige Wechseln der Bettwäsche jetzt besonders gut.

4.2. Heiß waschen oder einfrieren: So rücken Sie Hausstaubmilben zu Leibe

Sie sind zwar hart im Nehmen, aber mit heißen oder ganz kalten Temperaturen können Sie Milben bekämpfen. Milben und auch ihr hochallergener Kot lassen sich bei einer mindestens 60 Grad heißen Wäsche entfernen. Auch mit Kälte lassen sich Milben töten; das ist eine gute Alternative für alles, was nicht so heiß gewaschen werden darf. Frieren Sie Kuscheltiere und Co. einfach für 24 Stunden ein.

Großaufnahme einer Hausstaubmilbe

Eine Hausstaubmilbe in Großaufnahme. Vier Beinpaare machen sie zu einem Spinnentier.

Außerdem helfen eine niedrigere Schlafzimmertemperatur (nicht mehr als 18 Grad) sowie regelmäßiges Lüften, damit die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch ist. Experten empfehlen außerdem, etwa alle fünf bis acht Jahre die Matratze auszutauschen und sowohl Kissen als auch Bettdecken ebenfalls regelmäßig zu waschen, am besten mit speziellem Shampoo oder Waschmittel. Zudem gibt es spezielle Anti-Milben-Bezüge für Matratzen (Encasings), die einen Befall weitgehend verhindern können.

Auch beim Hausputz können Sie in paar Dinge beachten: Teppiche und Matratzen können mit natürlichen Anti-Milbenmitteln behandelt werden (z.B. aus Samen des Neembaumes), glatte Böden und Oberflächen sollten nicht nur gesaugt, sondern regelmäßig gewischt werden. Bei Allergikern lohnt sich außerdem die Anschaffung eines Staubsaugers mit einem speziellen milbendichten Mikrofilters. Dabei können sie auch auf spezielle Tests zurückgreifen.

5. Weiterführende Literatur zu Milben

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Milben: ungebetene und meist wenig beliebte Spinnentiere
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