Lungenfische: Merkmale und Lebensweise der atmenden Fische

afrikanischer Lungenfisch

Wissenschaftliche Informationen über Lungenfische, einer Unterklasse der Knochenfische.
wissenschaftlicher Name: Dipnoi

Müller, 1844

Allgemeines

Die Lungenfische haben eine Sonderstellung, sie sind nicht irgendeine der Fischordnungen. Zusammen mit den Quastenflossern bilden sie die Unterklasse der Muskelflosser innerhalb der Knochenfische. Die Lungenfische stellen einen der Versuche der Wirbeltiere dar, vom Wasser- zum Landleben überzugehen. In dieser Hinsicht stellen sie eine Parallele zu den Lurchen dar, die allerdings doch ziemlich oberflächlicher Natur ist, wie ein Vergleich ihres Körperbaus und ihrer Lebensfunktionen zeigt.

lungenfisch

Foto von einem Afrikanischen Lungenfisch
© Copyright Bild / Foto: Lungenfische
Oregon Zoo

Der fischgestaltige Australische Lungenfisch kann bis zu 1,5 m lang und 50 kg schwer werden. Er kommt zwar mit sehr schlechtem, fast sauerstofffreiem Wasser aus, doch das können auch echte Fische (z.B. Labyrinthfische). Beim Austrocknen des Wasser geht er jedoch ein. Auch die Fortpflanzung ist völlig an das Wasser gebunden. Dieser Lungenfisch ist also ein echter Wasserbewohner. Dagegen können die afrikanischen und südamerikanischen Lungenfische das Verschwinden des Wassers überdauern, wenn auch auf höchst merkwürdige Weise.

Alle Lungenfische besitzen innere Kiemen und lungenartige Bildungen. Der Australische Lungenfisch hat nur einen Lungenflügel und dieser liegt wie die gasgefüllte Schwimmblase eines Fisches oberhalb des Darmes.

Die molchähnlichen (afrikanischen und südamerikanischen) Arten haben zwei Lungenflügel, die beiderseits des Vorderdarmes liegen. Sie sind Bodenbewohner und schwimmen selten auf. Die inneren Kiemen des Australischen Lungenfisches sind seine Hauptatemorgane und werden nur in schlechtem Wasser (Restlöcher der austrocknenden Flüsse) durch Luftschnappen und der Lunge unterstützt. Bei den afrikanischen und südamerikanischen Lungenfischen sind die inneren Kiemen dagegen stark zurückgebildet und kommen kaum zum Atmen in Frage. Erwachsene Tiere (je nach Art 45-135 cm lang, afrikanische Arten sogar bis 180 cm) kommen nur ein- bis zweimal pro Stunde zum Atmen an die Wasseroberfläche, so spricht alles dafür, dass diese Tiere in Ruhestellung mit der Hautatmung auskommen und nur den erhöhten Bedarf (z.B. aufgescheucht oder auf der Jagd) und ihren Sauerstoffbedarf während des Sommerschlafes mit Hilfe der Lungen decken.

Der Längenzuwachs aller Lungenfische nimmt mit fortschreitenden Jahren stark ab. Daraus und aus Größenmessungen gefangener Tiere hat man errechnet, dass z.B. die Australischen Lungenfische, von denen man Tiere von 1,50 m Länge kennt, mindestens 50 Jahre alt werden müssen. Der größte afrikanische Lungenfisch, Dollo-Lungenfisch, von dem man weiß, war 1,30 m lang und etwa 40 Jahre alt.

Verbreitung

Der Australische Lungenfisch kam ursprünglich nur noch in den Gebirgsflüssen Burnett und Mary an der Südostspitze Queensland. Die afrikanischen Arten leben in den Überschwemmungsgebieten der Flüsse Schwarzafrikas zwischen der Sahara und der Kapprovinz, der Südamerikanische Lungenfisch die gleichen Bereiche am Amazonas und Paranà.

Lebensweise

Wenn zu Beginn der Trockenzeit der Wasserstand der Flüsse sinkt, graben sich die Tiere ein. Der südamerikanische Lungenfisch stößt dabei bis zur wasserundurchlässigen Tonschicht des Bodens vor. Hier liegt er zusammengerollt in einer kleinen Restwassermenge.

Die afrikanischen Arten dringen nicht so tief ein. In ihrer Schlafhöhle bildet sich ein zähflüssiges Gemisch aus Wasser, gelöstem Lehm und Körperschleim, das schließlich zu einem harten, birnenförmigen Kokon eintrocknet. Der über den Kopf gelegte Schwanz mit seine Fadenspitze hält einen Gang nach außen frei, durch den der Lungenfisch atmet. Sonst ist die Hülle wasser- und luftdicht und schützt das Tier 1-2 Jahre. Während dieser Zeit lebt der Lungenfisch nicht von Fettpolstern, wie z.B. Winterschläfer, sondern er baut Muskelpartien des Schwanzes, also Eiweiß ab. Dadurch werden diese Tiere während sie hungern nicht mager, sonder kleiner. Diese Überlebensart ist besonders ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass bei solcher Lebensweise Stickstoff als Abfallprodukt des Stoffwechsels anfällt, der beseitigt werden muss, wenn sich das Tier nicht selbst vergiften soll. Aktive Lungenfische scheiden vorwiegend Ammoniak in hoher Verdünnung und damit weitgehend ungefährlich ab. Während des Trockenschlafes fehlt aber das dazu benötigte Wasser. Die Tiere bilden dann fast nur Harnstoff, der im Gewebe abgelagert wird. Die Menge kann 1.2 % des Körpergewichtes betragen. Das ist ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass für viele andere Wirbeltiere bereits eine Dosis von 0,002 % der Körpergewichts tödlich ist. Die afrikanischen Lungenfische vertragen also die 1000fache Menge an Harnstoff. Die Tiere geben diese gespeicherten Stoffe nach dem Wiedererwachen innerhalb von 2-3 Tagen an das Wasser ab.

Ernährung

Lungenfische ernähren sich von Weichtieren, Aas und bodenbewohnenden Wirbeltieren, z.B. auch kleinere Artgenossen. In seltenen Fällen können auch mal freischwimmende Fische und Frösche angegriffen werden. Afrikanische Lungenfische sind so angriffslustig, dass sie sogar von Fischern gefürchtet werden.

Fortpflanzung

Die Australischen Lungenfische laichen im Juli und August bei einem Wasserstand von 1-3 m in flachen Schlammgruben. Die Jungfische gleichen dann den Erwachsenen. Im Alter von 10-12 Wochen suchen die Jungfische dann die allerflachsten Uferregionen auf und strecken dort den Kopf aus dem Wasser. Wenn sie gestört werden, flüchten sie nicht ins Wasser, sondern an das Land. Etwa einen Monat später verliert sich diese Eigenschaft. Offenbar atmen die Lungenfische in dieser Zeit überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich, über die Lungen.

Die Männchen der südamerikanischen Arten bauen in tieferem Wasser einen Schacht mit einer ovalen Kammer, die sie mit Blättern u.ä. polstern. Die Weibchen legen die Eier dort hinein. Das Männchen bleibt beim Laich und bewacht ihn und anschließend die Jungtiere. In dieser Zeit bekommt es an den Bauchflossen einen Wulst feiner, dünnhäutiger, gut durchbluteter Fäden. Vermutlich dienen diese dünnen Filamente dazu, dem Nestwasser Sauerstoff abzugeben, den das Männchen bei regelmäßigem Auftauchen aufnimmt.

Die afrikanische Lungenfische bauen ähnliche Nester mit einem Durchmesser von 60 cm, allerdings in der flachen Uferregion und meist mit zwei Ausgängen. Es kann auch vorkommen, dass die Ausgänge bei fallendem Wasserspiegel völlig am trockenen Ufer liegen. Die Männchen verlassen das Nest nur, um regelmäßig Futter aufzunehmen. Ungeklärt ist allerdings, wie die Männchen ihr Nest wiederfinden, denn oft liegen solche Nester in nächster Nähe dicht beieinander. Man geht davon aus, dass mehrere Weibchen von den Männchen zur Eiablage ins Nest getrieben werden, denn man hat in den Nestern Eier unterschiedlichen Alters gefunden. Insgesamt können es bis zu 5000 Eiern sein.

Die Jungen der afrikanischen und südamerikanischen Lungenfische haben zunächst große, äußere Kiemen wie die Schwanzlurchlarven. In dieser zeit klettern sie gern mit den fadenförmigen Brust- und Bauchflossen auf Wasserpflanzen umher und fressen bevorzugt Wasserschnecken, deren Gehäuse sie mit den großen Zahnplatten in Ober- und Unterkiefer aufbeißen. Mit dem Heranwachsen werden die äußeren Kiemen bis auf funktionslose Stümpfe zurückgebildet. Die Flossen werden im Größenverhältnis zum Körper kleiner. Sie können den schweren Körper dann nicht mehr tragen, ein Klettern ist dann nicht mehr möglich.

Systematik

Die Gesamtsystematik:

Zur Unterklasse der Lungenfische (Dipnoi) gehören die Familien:

  • Australische Lungenfische (Ceratodontidae)
  • Südamerikanische Lungenfische (Lepidosirenidae)
  • Afrikanische Lungenfische (Protopteridae)

Arten

Es gibt Muster für zwei Stadien der Entwicklungsgeschichte unter den heute lebenden Lungenfischen. Der Australische Lungenfisch, Djelleh oder Queensland-Lungenfisch (Neoceratodus forsteri) ist von Gestalt und Lebensweise robuster, großschuppiger und großflossiger als der Südamerikanische Lungenfisch (Lepidosiren paradoxus) und den afrikanischen Arten der Gattung Protopterus, die doch sehr stark an Aalmolche erinnern und gut gedeihen, wenn man sie wie Wassermolche behandelt. Der Australische Lungenfisch kann bis zu 90 cm lang werden, doch es wurden auch schon welche mit fast doppelter Länge gefangen.

Die o.g. Nester der afrikanischen Lungenfische wurden beim Leopard-Lungenfisch oder Doko(Protopterus aethiopicus) (dieser kann sogar bis 2 m lang werden) und dem eigentlichen Afrikanischen Lungenfisch (Protopterus annectens) gesehen.

Die afrikanischen Lungenfische sind sehr viel häufiger als die Südamerikanischen und weit verbreitet. In einigen Gebieten werde sie sogar als Speisefische geschätzt. Die längste afrikanische Art ist Dollo-Lungenfisch (Protopterus dolloi) aus dem Kongo-Becken, mit einer Länge von 85 cm. Dieser Art sehr ähnlich, allerdings mit einem höheren Körperbau ist der eigentliche Afrikanische Lungenfisch. Der Doko ist am weitesten verbreitet, und zwar vom östlichen Sudan bis zum Tanganjikasee. Der Ostafrikanische Lungenfisch (Protopterus amphibius) kommt im Rudolf-See und im Ostteil Afrikas vor.

Verwandtschaft

Lungenfische gehören zur Klasse der Musekelflosser (Sarcopterygii)
dazu gehört auch die Ordnung:

In anderen Sprachen

  • Englisch: Lungfishes
  • Französisch: Dipneustes
  • Dänisch: Lungefisk
  • Finnisch: Keuhkokalat
  • Isländisch: Lungnafiskar
  • Italienisch: Coanoitti, Pesci polmonati
  • Niederländisch: Longvissen
  • Norwegisch: Lungefisker
  • Portugiesisch: Dipnóicos, Dipnoi, Dipneusti
  • Schwedisch: Lungfiskar
  • Spanisch: Dipnoos, Peces pulmonados
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Lungenfische: Merkmale und Lebensweise der atmenden Fische
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Bildnachweise: pomphotothailand/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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