Schnabeltier: Einzigartiges eierlegendes Säugetier

wissenschaftlicher Name: Ornithorhynchus anatinus. Das Schnabeltier gehört zur Ordnung der Kloakentiere.

erstmals erwähnt: 1799 durch Shaw

  • Englisch: Duck-billed Platypus, Duckbill
  • Französisch: Ornithorhynque

 

  • Gattung: Schnabeltiere (Ornithorhynchus)
  • Familie: Schnabeltiere (Ornithorhynchidae)
  • Ordnung: Kloakentiere (Monotremata)
  • Unterklasse: Eierlegende Säugetiere oder Ursäuger (Prototheria)
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
  • Überklasse: Kiefertiere (Gnathostomata)
  • Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
  • Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
  • Überstamm: Neumundtiere (Deuterostomia)
  • Unterabteilung: Bilateria
  • Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
  • Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
  • Reich: Tiere (Animalia)

Allgemeines

Schnabeltier OberkörperDas Schnabeltier-Männchen hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 40-60 cm, eine durchschnittliche Schnabellänge von 5,8 cm, eine Standhöhe von 15 cm, eine Schwanzlänge von 10,5 bis 15,2 cm und ein Gewicht von 1 bis 2,4 kg. Das Weibchen hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 39-55 cm, eine durchschnittliche Schnabellänge von 5,2 cm, ebenfalls eine Standhöhe von ca. 15 cm, eine Schwanzlänge von 8,5 bis 13 cm und ein Gewicht von 0,7 bis 1,6 kg. Das Schnabeltier erreicht ein Höchstalter von mindestens 10 bis höchstens 30 Jahren. Die Männchen sind größer als die Weibchen. Das Schnabeltier hat sich an das Leben im Wasser angepasst, es sammelt seine Nahrung, bestehend aus Kleintiere, ebenfalls im Wasser.

Der Kopf ist flach. Die Schnauze ist ein breiter, platter Hornschnabel, die Nasenlöcher sind oberseits der Schnabelspitze. Die Oberseite des Schnabels ist schwarz, die Unterseite gelb und schwarz. Dieser Schnabel wird zum Gründeln nach Kleintieren im Schlamm eingesetzt. Er ist sehr empfindsam. Die Augen sind klein, weiß- und gelblichumringt und mit einer Nickhaut versehen, die Ohrmuscheln fehlen ganz, das Hörvermögen ist aber sehr gut. Die Gehöröffnungen sitzen unmittelbar hinter dem Auge und sind verschließbar. Das Fell ist ein dichter Haarpelz mit groben Grannen und sehr feiner Unterwolle. Die Oberseite ist dunkelbraun, die Unterseite rostgelblich. Die Grannen sind silberweiß schattiert, das darunter liegende weiche Wollhaar ist gräulich getönt. Jungtiere haben bis zu 12 Zähne, die später durch Hornplatten ersetzt werden. An den braunroten Händen und Füßen sind jeweils fünf Krallen mit Schwimmhäuten miteinander verbunden, vorhanden. Diese Schwimmhäute überragen die Handkrallen. Beim Laufen an Land allerdings, werden diese zurückgezogen. Das Weibchen bildet für die Jungen keine Bruttasche.

Wenn man sich den „Schnabel“ wegdenkt, ähnelt das Schnabeltier unserem Biber, bzw. dem Fischotter. Der Schwanz ist etwas in die Länge gezogen, rundum dicht behaart und ähnelt einer Biberkelle.

Das Schnabeltier hat an den Hinterfüßen jeweils einen nach hinten etwas einwärts gerichteten, abstehenden, spitzen hohlen Hornstachel, der mit einer Giftdrüse am Oberschenkel verbunden ist. Verletzungen durch die Sporen sind nicht gerade harmlos.

Die Körpertemperatur ist nicht konstant, sondern kann sich schon normal zwischen 28 und 35 °C bewegen. Während eines winterschlafähnlichen Zustandes, in den die Weibchen in den Monaten Juni und Juli verfallen und der alle vier Tage zur Nahrungsaufnahme unterbrochen wird, nähert sich die Körpertemperatur sogar der Umgebungstemperatur.

Zu den interessanten Merkmalen der Schnabeltiere gehört, dass den gerade geschlüpften Jungen am Oberschnabel vier und am Unterschnabel sechs Milchzähne wachsen, die sie vor Verlassen des mütterlichen Baus verlieren. An ihrer Stelle bilden sich Hornplatten.

Außerhalb ihrer Heimat haben bisher nur wenige Schnabeltiere längere Zeit gelebt. Eins davon lebte über 10 Jahre im Zoological Park in New York, seinetwegen musste eine besondere Regenwurmzucht eingerichtet werden, denn es fraß täglich bis zu 1 1/2 Pfund. In Australien war man in der Schnabeltierhaltung erfolgreicher. In einem Schutzgebiet für die australische Fauna in Healesville, Victoria, gelang es sogar, Schnabeltiere zu züchten. Ein Tier lebte 17 Jahre lang. Hier war es auch möglich, ihre Lebensweise eingehend zu studieren und besonders die Fortpflanzung zu erforschen. Das Männchen des Paares, das ein Junges großzog, war 5, das Weibchen 6 Jahre alt. Sie lebten beide bereits über 4 Jahre in einem Spezialgehege. Dieser Erfolg ermutigte den New Yorker Zoo zu seinem Import.

Verbreitung

Schnabeltiere leben in Oberaustralien und Tasmanien. Sie bevorzugen die bewaldeten Ufer der Flüsse, Seen und Teiche, vor allem aber die Gewässer, die auch in den Dürrezeiten nicht ganz austrocknen. Bis zu eine Höhe von 1650 bis 2000 Meter fühlen sie sich wohl.

Lebensweise

Schnabeltiere leben einzeln oder paarweise und sind vor allem früh morgens und spät abends aktiv, etwa für eine Stunde. Wenn sie an der Wasseroberfläche schwimmen, wirken sie wie ein Stück trockenes Holz. Tauchen sie dann mit einer Schwanzbewegung unter, hört man ein deutliches Platschen. Unter Wasser werden die Augen und Ohren durch Hautfalten verschlossen. Der Tastsinn es sehr gut ausgebildet, besonders auf der weichen Haut des Schnabels, dort ist er sehr fein. Zur Nahrungsaufnahme bleiben Schnabeltiere etwa eine Minute unter Wasser, bei Gefahr können sie bis zu 5 Minuten tauchen, angeblich sogar bis zu 10 Minuten.

Am Ufer des Nahrungsgewässers graben sich die Schnabeltiere ihre recht verzweigten Baue. Ein Brutbau beispielsweise geht vom tiefliegenden, unter Wasser befindlichen, Eingang aus einen bis sieben Meter schräg nach oben in die Erde. Seitwärts kann so ein Bau bis zu 18 Meter lang sein. Etwa ein Drittel Meter über der Wasseroberfläche legen die Weibchen die halbrunde Öffnung der Brutkammer an. Diese Brutkammer und der Wohnkessel liegen so hoch, dass sie bei Hochwasser im Normalfall nicht überflutet werden. Meistens befindet sich noch ein zweiter Ausgang an Land, der vorwiegend zur Belüftung des Baues dient.

Ernährung

Die Nahrung besteht aus Würmern, Insektenlarven, Kaulquappen, Krabben, Schnecken und Muscheln, die die Schnabeltiere in den Flüssen und Bächen ergründeln. Manchmal sind auch kleine Fische darunter. Beim Sammeln stecken die Tiere kleinere Beutetiere in die Backentaschen, größere bringen sie im Schnabel an Land.

An der Wasseroberfläche lassen sich dann die Schnabeltiere reiben und zerquetschen ihre in den Backentaschen befindliche Beute Stück für Stück. Die Nahrungsbrocken gelangen in den bei allen Kloakentieren sehr einfach gebauten Magen, der wie ein normaler Vogelkropf, also lediglich als inneres Speicherorgan, funktioniert. Ihm fehlen nämlich, wofür es keinerlei Beispiele im Säugetierreich mehr gibt, jegliche Verdauungsdrüsen. Die Verdauung findet erst hinter dem Magen im Darm statt.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit liegt normalerweise im August. Während dieser Zeit tummeln sich die Schnabeltiere häufiger als gewöhnlich im Wasser und vergnügen sich mit fröhlichen Wasserspielen. Das Männchen fasst den Schwanz des Weibchens mit dem Schnabel, und beide schwimmen im Kreis umher. Später, wenn sich das also umworbene Weibchen ermuntert hat, hängt es sich in der gleichen Weise beim Männchen an, das ihm nun alle seine Schwimm- und Tauchkünste vorführt. Die Paarung findet im Wasser statt, wobei das Weibchen unter den Wasserspiegel gedrückt wird und immer wieder einmal nach Luft schnappen muss.

Trächtige Weibchen sondern sich von ihren Männchen ab. Es bringt Bündel von nassen Eukalyptusblättern und Gras unter dem nach vorn geklappten Schwanz in die gesondert angelegte Brutkammer. Den Zugang verstopft es von innen mit Erde. Nach etwa 30 Tagen legt es 1-3 Eier und rollt sich zum Brüten um die Eier herum. Angeblich soll das Weibchen sich sogar auf den Rücken legen und die Eier auf den Bauch nehmen. Es bebrütet die Eier, weil es keine Bruttasche wie die Ameisenigel entwickelt. Das Weibchen verlässt während dieser Zeit den Bau nur zur Kotablage und um den Pelz wieder nass zu machen, es nimmt keine Nahrung auf. Bei der Rückkehr wird der Eingang jedes Mal wieder mit Erde verschlossen.

Die Eier haben eine Größe von 1,6 bis 1,8 cm und sind ziemlich rund. Die Schale ist, wie auch bei den Eiern vieler Reptilien, pergamentartig und ohne Kalkinkrustierung, somit also sehr weich. Nach etwa 7-10 Tagen schlüpfen die blinden, nackten, etwa 2,5 cm langen Jungen. Nach etwa 50 Tagen sind sie erst ungefähr 6 cm lang, nach 70-80 Tagen erst öffnen sich die Augen. Die Mutter hat an der Unterseite zwei Drüsenfelder, die eine milchähnliche Flüssigkeit absondern. Da auch Schnabeltiere keine Zitzen haben, lecken die Jungen diese Flüssigkeit von den Haaren ab. Hierzu legt sich das Weibchen auf den Rücken. Während dieser Zeit verlässt die Mutter das Nest auch um sich satt zu fressen, kommt aber umgehend zurück. Nach etwa 4 Monaten haben sie ihren vollen Pelz und sind dann etwa 35 cm lang. Nun verlassen sie zum ersten Mal den Bau und gründeln wie ihre Eltern nach Nahrung. Mit etwa einen Jahr sind sie geschlechtsreif.

Verwandtschaft

Schnabeltiere gehören zur Ordnung der Kloakentiere (Monotremata)
dazu gehört auch die Familie:

  • Ameisenigel (Tachyglossidae)

Systematik

Zur Familie der Schnabeltiere (Ornithorhynchidae) gehört nur eine Gattung mit einer Art, dem Schnabeltier.

Artenschutz

Im 19. Jahrhundert wurden die Schnabeltiere wegen ihres Pelzes fast ausgerottet. Heute sind sie streng geschützt. Daher hat sich der Bestand in den letzten Jahrzehnten beträchtlich erhöht. Leider sind die Tiere aber auch heute noch gefährdet – durch die Gewässerverschmutzung.

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Schnabeltier: Einzigartiges eierlegendes Säugetier
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Bildnachweise: John Carnemolla/shutterstock, phototrip.cz/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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