Giraffe: Der große Steppenbewohner im Portrait

Giraffe

Giraffe oder Steppengiraffe
wissenschaftlicher Name: Giraffa camelopardalis. Die Giraffe gehört zur Familie der Giraffenartigen.

(Linnaeus, 1758)

  • Englisch: Giraffe
  • Französisch: Girafe
  • Dänisch: Giraf
  • Finnisch: Kirahvi
  • Niederländisch: Giraffe
  • Norwegisch: Sjiraff
  • Portugiesisch: Girafa
  • Schwedisch: Giraff

 

  • Gattung: Giraffen (Giraffa)
  • Familie: Giraffenartige (Giraffidae)
  • Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
  • Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
  • Gruppe: Huftiere (Ungulata)
  • Überordnung: Laurasiatheria
  • Unterklasse: Höhere Säugetiere oder Plazentatiere (Eutheria)
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
  • Überklasse: Kiefertiere (Gnathostomata)
  • Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
  • Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
  • Stammgruppe: Neumünder (Deuterostomia)
  • Unterabteilung: Bilateralsymmetrische Tiere (Bilateria)
  • Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
  • Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
  • Reich: Tiere (Animalia)

Allgemeines

giraffe

Foto von zwei Giraffen im Etosha National Park, Namibia
© Copyright Bild / Foto: Giraffe
Rolf Hicker Fotografie

Die Giraffe erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 3,8 bis 4,7 m, eine Schwanlänge von 80 bis 100 cm, eine Standhöhe von 3,9 bis 4,5 m (Weibchen), bzw. 4,5 bis 5,8 m (Männchen) und ein Gewicht von 550 bis 1180 kg (Weibchen), bzw. 800 bis 1900 kg (Männchen). Die Vorderbeine sind länger als die Hinterbeine, daher haben die Giraffen eine abfallende Rückenlinie. Der Hals wird mit etwa 2 m extrem lang. Auf dem Kopf beider Geschlechter befinden sich 2 bis 5 Knochenzapfen, die vom Fell bedeckt sind und entweder eindeutig zu erkennen sind oder nur als Beulen. Die Oberlippe ist länger als die Unterlippe und sehr beweglich. Die schlitzförmigen Nasenlöcher können verschlossen werden. Auch die lange Zunge ist sehr beweglich und kann bis zu 50 cm weit herausgestreckt werden. Sie wird als Greifwerkzeug zum Abweiden von Laub eingesetzt. Die großen Augen tragen an den Lidern lange Wimpern. Die Ohren sind schmal, spitz und ziemlich kurz.

Auch wenn der Hals der Giraffe sehr lang ist, so besteht er doch „nur“ aus 7 Halswirbeln – genau wie bei jedem anderen Säugetier auch. Die einzelnen Wirbelkörper können bis zu 40 cm lang werden. Auf dem gesamten Hals befindet sich eine Stehmähne. Am Schwanzende befindet sich eine Quaste mit bis zu 50 cm langen Haaren. Das Fell selber ist kurz. Der Körper ist mit einer gefleckten Musterung überzogen. Jedes einzelne Tier hat sein individuelles, einzigartiges Muster an dem man es identifizieren kann – ähnlich wie unser Fingerabdruck. Die Bauchseite ist überwiegend hell und trägt keine Flecken.

Giraffen trotten normalerweise im Passgang durch die Steppen. Bei Gefahr jedoch können sie im Galopp eine Geschwindigkeit von 50 bis 60 km/h erreichen. Dabei schwingt der Hals mit, um das Gleichgewicht der Beine zu halten. Wenn die Vorderbeine weit nach vorne schwingen, bewegt sich der Hals rückwärts.

Der extrem lange Hals ist für das Kreislaufsystem eine Herausforderung. Das 11 bis 12 kg schwere Herz ist so kräftig gebaut, dass es 60 Liter Blut in der Minute durch den Körper pumpt. Aber wie eine Giraffe es schafft, den Kopf vom Grasen oder Trinken direkt bis zu 6 m in die Höhe zu strecken, ohne dabei einen Abfall im Blutdruck zu erleiden ist bis heute leider ungeklärt. Vermutlich hat es mit der enormen Herzleistung zu tun, denn immerhin ist durch diese Leistung der Blutdruck um ein einiges höher als der des Menschen. Aber auch die großen elastischen Halsvenen, die zum Herzen zurück fließen, scheinen hier sehr hilfreich zu sein, denn sie sollen so genannte Venenklappen besitzen, die als Blutauffangstationen zur Blutdruckregulation beitragen.

Giraffen haben eine Lebenserwartung von 25 Jahren. In Gefangenschaft können die Tiere sogar bis zu 28 Jahre alt werden.

Verbreitung

Die Heimat der Giraffen ist Afrika, südlich der Sahara, überwiegend aber nur Ost- und Südafrika. Als Lebensraum bevorzugen sie die Grassteppen, Savannen mit Schirmakazien, Dornbuschsteppen und lichte Galeriewälder.

Feinde

Die Feinde der Giraffen sind Löwen, Leoparden und Hyänen. Allerdings können sich die Giraffen sehr gut verteidigen und den Angreifern das Erbeuten sehr erschweren und sogar unmöglich machen. Die heftigen Schläge mit ihren Vorder- und Hinterbeinen können bei ihren Angreifern auch schwere Verletzungen verursachen. Auch der Mensch zählt weiterhin zu den Feinden, es gibt nämlich noch zu viele Wilderer.

Lebensweise

Giraffen sind Herdentiere und leben in Gruppen von etwa 10 bis 20 Tiere. Vereinzelt kommen auch größere Gruppen von mehr als 50 Tieren vor. In einem Rudel leben meistens nur 1 bis 2 erwachsene Bullen, eine größere Anzahl an Weibchen und deren Jungtiere. Es gibt auch Rudel, die nur aus jungen Tieren bestehen, die noch „Junggesellen“ sind. Erwachsene Bullen leben teilweise sogar als Einzelgänger.

Zwischen männlichen Rivalen kann es zu Kämpfen kommen, die aber eher ungefährlich sind. Dabei holen die Bullen mit ihren Hälsen weit aus und schlagen ihre Köpfe wie Keulen gegen den Rivalen, hauptsächlich gegen Brust und Hals. Wenn sich der Unterlegene zurückzieht, wird er nicht verfolgt.

Da Giraffen keine festen Reviere haben, streifen sie weit umher. Die Streifgebiete können eine Fläche von bis zu 120 qkm haben. Häufig kommt es vor, dass sich ihrem Rudel auch andere Steppenbewohner, wie Zebras, Antilopen und Strauße anschließen.

Giraffen schlafen nicht viel. Pro Nacht kommt eine Giraffe auf maximal eine halbe Stunde Tiefschlaf. Sie ruht eher und bleibt mit ihren Sinnen wach, um Gefahren rechtzeitig wahrzunehmen. Dieser Halbschlaf findet häufig im Stehen statt, oder im Liegen mit erhobenem Kopf. Während einer Tiefschlafphase ist der Hals zurück gebogen und der Kopf ruht auf einem Unterschenkel. Im liegen döst die Giraffe nur nachts, steht aber im Schnitt alle zwei Stunden wieder auf. Beim Hinlegen zieht die Giraffe ihre Vorderbeine und ein Hinterbein unter den Körper, das andere Hinterbein bleibt zur Seite gestreckt.

Giraffen sind eher stille Tiere, die kaum einen Laut von sich geben. Nur ein Muttertier ruft ihr Junges, indem sie ein Fiepen von sich gibt. Selten ist aber auch ein Blöken oder Grunzen zu hören.

Ernährung

Die Hauptnahrungsquellen sind die Akazienbäume. Giraffen fressen deren Blätter und frischen Triebe. Die Dornen fressen die Giraffen entweder mit oder mithilfe der langen Zunge und beweglichen Oberlippe geschickt gemieden. In Gefangenschaft fressen Giraffen auch Gras und andere pflanzliche Kost. Um an die Blätter zu in den Baumkronen zu kommen, greift die Giraffe mit ihrer Zunge einen Zweig, zieht ihren Kopf zurück und lässt den Zweig durch ihre Oberlippe und der Zunge zurück gleiten und streift somit die Blätter ab.

Auch wenn der größte Teil des Flüssigkeitsbedarfes über die pflanzliche Nahrung abgedeckt werden kann, so müssen Giraffen doch hin und wieder auch trinken. Hierzu muss sie ihre Vorderbeine spreizen und in den Ellenbogengelenken einknicken. Erst in dieser Position schafft sie es, den Kopf bis runter zur Wasseroberfläche zu senken. Allerdings kommt die Giraffe mehrere Tage ohne Wasser aus.

Fortpflanzung

Giraffen können sich das ganze Jahr über fortpflanzen. Nach einer Tragzeit von etwa 450 bis 465 Tagen bringt das Weibchen 1 Junges mit einem Gewicht von 95 bis 100 kg zur Welt. In seltenen Fällen können auch mal Zwillinge geboren werden. Da die Geburt im Stehen stattfindet, ist dieser Vorgang für das Junge erst mal heftig, da es aus fast 2 m Höhe auf den Boden plumpst. Bereits das Neugeborene hat schon eine Körperhöhe von 1,5 bis 1,8 m. Bereits nach etwa einer halben Stunde kann das Junge stehen und um seine Mutter herum laufen.

In einem Alter von 3 Wochen beginnen die Giraffenjungen bereits mit der Aufnahme von fester Nahrung. Mit dem Wiederkäuen fangen sie mit 4 Monaten an. Komplett entwöhnt werden sie allerdings erst mit 15 bis 17 Monaten. Weibchen werden erst mit etwa 4 bis 5 Jahren geschlechtsreif, Männchen dagegen schon mit 3,5 Jahren.

Verwandtschaft

Giraffen gehören zur Familie der Giraffenartigen (Giraffidae)
dazu gehört auch die Gattung:

  • Okapis (Okapia)

Systematik

Zur Gattung der Giraffen (Giraffa) gehört nur eine Art, die Giraffe.

Zur Art der Giraffe (Giraffa camelopardalis) gehören die Unterarten:

  • Angola-Giraffe (Giraffa camelopardalis angolensis)
  • Kordofan-Giraffe (Giraffa camelopardalis antiquorum)
  • Nubische Giraffe (Giraffa camelopardalis camelopardalis)
  • Kapgiraffe (Giraffa camelopardalis giraffa)
  • Rhodesien-Giraffe (Giraffa camelopardalis infumata)
  • Nigeria-, Tschad- oder Westafrikanische Giraffe (Giraffa camelopardalis peralta)
  • Netzgiraffe (Giraffa camelopardalis reticulata)
  • Rothschild-, Baringo- oder Uganda-Giraffe (Giraffa camelopardalis rothschildi)
  • Thornicroft-Giraffe (Giraffa camelopardalis thornicrofti)
  • Massai- oder Weinblattgiraffe (Giraffa camelopardalis tippelskirchi)

Die Unterarten

Angola-Giraffe (Giraffa camelopardalis angolensis)
Allgemeines: Der unpaare Stirnfortsatz ist nur als Beule zu sehen. Die Flecken sind hell und wirken verwaschen.
Verbreitung: Die ursprüngliche Heimat dieser Unterart ist der Norden Namibias und Botswanas, der Westen Simbabwes und der Süden Sambias und Angolas. Aber ihr Verbreitungsgebiet verkleinert sich stetig.
Status: Diese Unterart gilt als kritisch gefährdet.

Kordofan-Giraffe (Giraffa camelopardalis antiquorum)
Allgemeines: Der unpaare Stirnfortsatz ist gut erkennbar. Die Beine sind unterhalb des Handgelenks und der Fersen weiß. Die Flecken sind groß, dunkel und glattrandig und befinden sich auf weißem Grund. Die Beinflecken sind aber kleiner.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist der westliche Sudan und Zentralafrika.
Status: Da diese Unterart inzwischen recht selten geworden ist, gilt sie als gefährdet.

Nubische Giraffe (Giraffa camelopardalis camelopardalis)
Allgemeines: Die Nubische Giraffe ist die nördlichste Unterart. Sie hat einen gut erkennbaren unpaaren Stirnfortsatz. Die Beine sind unterhalb des Handgelenks und der Fersen weiß. Die großen, dunklen Flecken sind glattrandig und befinden sich auf weißem Grund.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist der östliche Sudan und das westliche Äthiopien.
Status: Diese Unterart gilt als gefährdet, denn sie ist recht selten geworden.

Kapgiraffe (Giraffa camelopardalis giraffa)
Allgemeines: Der unpaare Stirnaufsatz ist beulenartig. Die Flecken sind sternenförmig mit hellen Rändern.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist der Süden Simbabwes, der Südwesten Mosambiks und der Nordosten Südafrikas. Früher reichte das Verbreitungsgebiet sogar bis ins Kapland.

Rhodesien-Giraffe (Giraffa camelopardalis infumata)
Allgemeines: Der unpaare Stirnfortsatz ist deutlich zu erkennen. Die Flecken sind zerteilt und mit hellen Rändern.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist Sambia und Simbabwe.

Nigeria-, Tschad- oder Westafrikanische Giraffe (Giraffa camelopardalis peralta)
Allgemeines: Die Beine sind weiß, die Flecken sehr klein.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart war einst ganz Westafrika. Heute lebt sie nur noch in isolierten Gruppen, wie z.B. im Waza Nationalpark im Norden Kameruns.
Status: Diese Unterart gilt als gefährdet, denn auch sie ist recht selten geworden.

Netzgiraffe (Giraffa camelopardalis reticulata)
Allgemeines: Die Grundfarbe ist rotbraun. Darauf befindet sich ein weißes netzartiges Linienmuster.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist das nördliche Kenia, Südäthiopien und Südsomalia.

Rothschild-, Baringo- oder Uganda-Giraffe (Giraffa camelopardalis rothschildi)
Allgemeines: Alte Bullen haben 5 Knochenzapfen auf der Oberseite des Kopfes. Die Beine sind weiß. Die Linien zwischen den dunklen Flecken sind gelblichweiß.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart war einst Norduganda, Westkenia und Südostsudan. Heute lebt sie nur noch in einigen Nationalparks, wie der Lake-Nakuru-Nationalpark in Kenia und der Murchison Falls Nationalpark in Uganda.

Thornicroft-Giraffe (Giraffa camelopardalis thornicrofti)
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist das Luangwa-Tal in Sambia.

Massai- oder Weinblattgiraffe (Giraffa camelopardalis tippelskirchi)
Allgemeines: Die Flecken haben stark zerteilte Ränder, erinnern an Weinblätter (daher auch ihr Name). Die Farbe der Flecken reicht von hellbraun bis fast schwarz.
Verbreitung: Die Heimat dieser Unterart ist Tansania und das südliche Kenia.

Giraffen in Gefangenschaft

Der Haltungs-Aufwand der Giraffen ist zwar recht, aber sie werden in allen größeren Zoos gehalten. Sie pflanzen sich sogar in Gefangenschaft fort. Auch sind Giraffen in der Lage, leichte Dressuren zu lernen und werden somit auch in einigen Zirkussen gehalten.

Schon die alten Ägypter haben die Giraffen in Gehegen gehalten.

Status

Für die Giraffen besteht zwar nur ein geringes Risiko, der Bestand ist auch stabil, dennoch gelten sie als schutzbedürftig. Denn in Westafrika sind die Bestände gerade durch die Wilderer start bedroht. In Ostafrika dagegen sind die Giraffen noch häufig.

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Giraffe: Der große Steppenbewohner im Portrait
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Bildnachweise: Volodymyr Burdiak/shutterstock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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