Baumstachler: Wissenswertes zur Familie der Nagetiere

urson

Wissenschaftlicher Name: Erethizontidae. Baumstachler sind eine Familie der Nagetiere.

Erstmals erwähnt:

baumstachler

© Copyright Bild / Foto: Baumstachler.
Utah’s Hogle Zoo, Salt Lake City, Utah, USA

  • Überfamilie: Baumstachlerartige (Erethizontoidea)
  • Teilordnung: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
  • Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
  • Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
  • Überordnung: Euarchontoglires
  • Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
  • Überklasse: Kiefertiere (Gnathostomata)
  • Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
  • Stamm: Chordatiere, Rückensaitentiere (Chordata)
  • Unterabteilung: Neumundtiere (Deuterostomia)
  • Bilateria
  • Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
  • Unterreich: Vielzeller (Metazoa)
  • Reich: Tiere (Animalia)

Allgemeines

Die Baumstachler haben zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit den Stachelschweinen, sind aber nicht mit ihnen verwandt. Die Körper- und Schwanzhaare sind mehr oder weniger in steife und spitze Stacheln umgewandelt. Die Stacheln der Baumstachler sind aber kürzer, als die der Stachelschweine. Allerdings bedecken die Stacheln nur die Oberseite des Körpers und lassen nur die Schnauze frei. An der Unterseite befinden sich Borsten. Der Kopf ist dick und der Körper gedrungen. Sie können nur schlecht sehen, dafür aber sehr gut hören und riechen.

Verbreitung

Die Baumstachler kommen in fast ganz Amerika, von Alaska bis Argentinien, vor.

Lebensweise

Fast alle Baumstachler sind Baumbewohner und bewegen sich langsam. Sie sind nachtaktiv und Einzelgänger.

Verwandtschaft

Baumstachler gehören zur Unterordnung der Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
dazu gehören auch die Familien:

  • Chinchillaratten (Abrocomidae)
  • Pakas (Agoutidae)
  • Sandgräber (Bathyergidae)
  • Baum- und Ferkelratten (Capromyidae)
  • Meerschweinchen (Caviidae)
  • Chinchillas und Viscachas (Chinchillidae)
  • Kammfinger oder Gundis (Ctenodactylidae)
  • Kammratten oder Tukotukos (Ctenomyidae)
  • Agutis und Acouchis (Dasyproctidae)
  • Pakaranas (Dinomyidae)
  • Stachelratten (Echimyidae)
  • Riesennager, Wasserschweine oder Capybaras (Hydrochoeridae)
  • Nutrias (Myocastoridae)
  • Degus oder Trugratten (Octodontidae)
  • Felsenratten (Petromuridae)
  • Rohrratten (Thryonomyidae)

Systematik

Zur Familie der Baumstachler (Erethizontidae) gehören fünf Gattungen:

  • Chaetomys
  • Greifstachler (Coëndou)
  • Echinoprocta
  • Erethizon
  • Südamerikanische Baumstachler (Sphiggurus)

Gattungen und Arten

Der Urson oder Baumstachelschwein (Erethizon dorsatum) ist die bekannteste Art der Baumstachler und lebt in Nordamerika. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 46-56 cm, eine Schwanzlänge von 18-23 cm und ein Gewicht von bis zu 15 kg. Seine ca. 30.000 dicken Stacheln sind etwa 8 cm lang und mit kleinen Widerhaken versehen und teilweise unter dem langen, steifen Deckhaar verborgen. Diese Stacheln können sehr gefährlich werden. Wir der Urson angegriffen, dann schlägt er mit seinem Schwanz, der auf der Oberseite auch stark bestachelt ist, wie mit einer Keule nach dem Feind. Dabei bohren sich die Stacheln die in die Muskulatur des Angreifers und bleiben dort stecken. Mit jeder Bewegung dringen sie dann immer tiefer ein. So kann der Stachel pro Tag 2-3 cm weiter in den Körper eindringen und sogar durch den Körper durchwandern. Der Urson ist nachtaktiv und lebt meisten alleine. Tagsüber versteckt er sich in Erdbauten, Baumhöhlen oder Spalten. Man findet ihn in Waldgebiete (was auch sein ursprünglicher Lebensraum ist) und immer mehr in Kulturlandschaften. Er kann sehr gut und sicher klettern. Seine Nahrung besteht aus Rinde und Blättern, die er sich aus den Bäumen holt. Im Winter bleibt er so lange wie möglich auf einem Futterbaum und nagt dabei die Rinde des Baumes soweit ab, dass er abstirbt. Er hat ein großes Nagebedürfnis. Er kann sogar Glas durchnagen und er hat auch schon Holzhäuser zum Einstürzen gebracht, weil der die Pfosten zernagt. Er markiert seine festen Wechsel und seine Futterbäume mit stark riechendem Urin. Auch das Weibchen wird vor der Paarung so markiert. Nach einer Tragzeit von etwa 7 Monaten bringt das Weibchen meistens nur ein weit entwickeltes Junges zur Welt. Trotz seiner Stacheln wird der Urson doch von einigen Feinden erbeutet, so z.B. Marder, Puma, Fuchs, Luchs und Wolf.

Der Berg-Baumstachler (Echinoprocta rufescens) lebt auf Andenhängen in einer Höhe von 600 bis 1200 m in Südamerika. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 46 und eine Schwanzlänge von nur 10 cm. Seine Krallen sind sehr scharf und somit sehr gut zum Klettern geeignet. Seine Stacheln sind etwa 10 cm lang, am kräftigsten sind sie am Körperende. Er ist nachtaktiv und versteckt sich tagsüber. Nachts hält er sich fast nur in den Baumwipfeln auf, wo er auch seine rein vegetarische Nahrung findet.

Der Borsten-Baumstachler (Chaetomys subspinosus) lebt an den Rändern von Buschwäldern und Savanne in Nord- und Zentralbrasilien. Aber auch im Kulturland in Hecken und Gebüschen kann man ihn finden. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von weniger als 50 cm und eine Schwanzlänge von etwa 27 cm. Der gesamte Schwanz ist beschuppt und an der Wurzel verdickt. Zwischen den Schuppen stehen in regelmäßigen Abständen Borsten. Der Borsten-Baumstachler hat eher ein Borsten- statt ein Stachelkleid, denn die borstenartigen Stacheln sind nur kurz und wellig. Er kann gut klettern und springen, ist für gewöhnlich aber langsam.

Die Greifstachler (Gattung Coëndou) leben mit 4 Arten in den Wäldern von Südmexiko, Mittelamerika und Südamerika. Sie erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 30-60 cm und eine Schwanzlänge von 33-45 cm. Der Schwanz ist als Greifschwanz ausgebildet. Der ganze Körper ist von dornenartigen Stacheln bedeckt, nur der Greifschwanz hat keine. Die Greifstachler klettern zwar langsam, aber sehr sicher in den Bäumen umher. Ihre Nahrung besteht aus Früchten und Blättern, die sie in den Bäumen finden. Sie sind nachtaktiv und Einzelgänger. Sie sind untereinander sehr streitsüchtig. Die Weibchen bringen meistens nur ein Junges zur Welt. Das Junge ist bei der Geburt schon sehr groß. Bei der Geburt sind die Stacheln noch sehr weich und biegsam. In Gefangenschaft werden Greifstachler ihrem Pfleger gegenüber sehr zahm.

Beim eigentlichen Greifstachler oder Cuandu (Coëndou prehensilis) besitzt das Junge bei der Geburt bereits eine Länge, die in etwa einem Drittel der Länge der Mutter entspricht. Die Stacheln vom Stacheligen Baumstachler werden bis zu 12 cm lang und sind hellfarbig. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 65 cm und eine Schwanzlänge von 45 cm.

Bei der Art Coëndou paraguayensis besitzt das Junge sogar eine Länge von zwei Drittel der Länge der Mutter. Der Wollige Greifstachler (Coëndou insiduosus) hat ein langes Borstenkleid, das die Stacheln bedeckt. Das Fell ist dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Über den Südamerikanischen Greifstachler (Coëndou bicolor) ist leider so gut wie gar nichts bekannt.

Die Gattung der Südamerikanischen Baumstachler (Sphiggurus) ist in den Waldgebieten von Südmexiko bis Nordargentinien beheimatet. Zu ihnen gehören der Mexikanische Baumstachler (Sphiggurus mexicanus) und der Südamerikanische Baumstachler (Sphiggurus spinosus). Die Art Sphiggurus pallidus ist vermutlich ausgestorben.

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Bildnachweise: Ulrich Roth/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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