Die Ameise: Das wollten Sie schon immer über die kleinen Powertiere wissen

ameise traegt frucht ueber seil
  • Als Gliederfüßer zählen Ameisen zu den Insekten. Ameisenarten existieren in jeder Klimazone. Dabei organisiert sich jede Art in Ameisenstaaten.
  • Die Ameisenkönigin legt vom Frühjahr bis in den Herbst hinein ohne Pause Eier und ist damit für die Fortpflanzung verantwortlich.
  • Wahrscheinlich kennen Sie Ameisen als vorwiegend krabbelnde Insekten. Doch es gibt die Tiere auch mit Flügeln.

Ameisen sind soziale Insekten. Sie können Staaten mit einigen Millionen Ameisen gründen und sind dabei bestens organisiert. Die meisten der 13.000 Ameisenarten sind für den Menschen nützlich, da sie für einen lockeren und damit fruchtbaren Boden sorgen, Samen nützlicher Pflanzen verteilen und verschiedene Schädlinge jagen.

In unserem ausführlichen Ratgeber erfahren Sie, was Sie schon immer über die kleinen Powertiere wissen wollten. Insgesamt sechs der bekanntesten und häufigsten Ameisenarten stellen wir Ihnen in einer näher vor. Zum Schluss finden Sie alle wichtigen Merkmale in unserem Steckbrief.

1. Aufbau eines Ameisenstaates: Ameisen gliedern sich in Kasten

rote Ameisen bilden eine kette

Ameisen erreichen ihre Ziele oft nur durch perfektes Teamwork.

Ameisen gehören wie Bienen und Wespen zu den sozialen Insekten und sind immer Teil eines Ameisenstaates. Dort hat jede Ameise verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Daher sind Ameisen in ihrem Staat in folgende Kasten organisiert:

  • Arbeiterinnen
  • Weibchen (Ameisenköniginnen)
  • Männchen

Dabei sind die Ameisenköniginnen etwas größer als die anderen Tiere. Obwohl die Ameise zu den Hautflüglern gehört, tragen ausschließlich geschlechtsreife Männchen und Weibchen Flügel. Deshalb sieht man in der Natur relativ selten geflügelte Ameisen, denn Arbeiterinnen machen mit Abstand den größten Teil der Population eines Ameisenstaates aus. Auch fliegen die geflügelten Ameisen in der Regel nur ein Mal im Jahr.

1.1. Nach der Paarung legen Ameisenköniginnen ihr Leben lang Eier

Ein Mal im Jahr schwärmen die geschlechtsreifen Männchen und Weibchen (Jungkönniginnen) aus, um sich miteinander zu paaren. Die Jungköniginnen können dabei von mehreren Männchen begattet werden und bis zu 100 Millionen Samen aufnehmen. Diese verwenden sie über ihre komplette Lebensdauer um fortlaufend Nachwuchs zu produzieren.

Abgesehen von der Winterstarre und einer kleinen Aufwärmphase werden jeden Tag 100 oder mehr Eier gelegt. Nach dem Hochzeitsflug verlieren die Jungköniginnen ihre Flügel und gründen einen eigenen Staat oder kehren in ihren bisherigen Staat zurück, wo sie neben anderen Königinnen koexistieren. Sie können je nach Art bis zu 29 Jahre alt werden. Die Lebensaufgabe der Männchen hingegen besteht ausschließlich darin, die Ameisenkönigin zu befruchten. Nach dem Hochzeitsflug sterben sie.

1.2. Arbeiterinnen können sich je nach Aufgabe unterscheiden

Ameisensäure

Ameisensäure ist eine Methansäure, die zum Beispiel auch in Brennesseln vorkommt. Sie wird nur von der Unterart Formicinae verwendet. Andere Arten verwenden andere Gifte. Bei Menschen kann Ameisensäure heftige Hautreaktionen hervorrufen.

Arbeiterinnen übernehmen hingegen alle Aufgaben, die darüber hinaus anfallen, wie die Suche nach Futter und dem Nestbau. Außerdem schützen sie den Bau gegen feindliche Angriffe und sind für die Versorgung der Brut verantwortlich.

Zum Schutz vor Feinden oder zur Jagd auf Kleininsekten sondern Arbeiterinnen je nach Art unterschiedliche Gifte über eine Drüse oder einen Stachel ab, darunter die Ameisensäure. Außerdem verwenden Arbeiterinnen weitere Sekrete, etwa um eine Ameisenstraße zu organisieren oder vor Gefahr zu warnen.

Auch können sich Arbeiterinnen abhängig von ihren Aufgaben zusätzlich voneinander unterscheiden. So verfügen Soldaten, welche vor allem zur Verteidigung des Nestes, aber auch zur Jagd auf Kleininsekten verwendet werden, über einen deutlich größeren und stärkeren Kiefer.

2. Der Körperbau der Ameise ist optimal auf ihre Ansprüche abgestimmt

rote ameisen transportieren nahrung

Beim Transport von schwerer Nahrung unterstützen sich Ameisen oft gegenseitig.

Die Ameise hat insgesamt sechs Beine. Charakteristisch für ihren Körperbau ist die deutlich sichtbare Teilung in Kopf, Rumpf und Hinterleib. Trotz ihrer geringen Größe können die Insekten ein Vielfaches ihres Körpergewichts tragen. Meistens verfügen Ameisen über relativ kleine Augen, die sich in mehrere hundert Einzelaugen gliedern, den sogenannten Facettenaugen. Arbeiterinnen sind oft mit weniger Einzelaugen ausgestattet als Königinnen.

Neben den Augen befinden sich am Kopf die Mundwerkzeuge sowie ein Paar Fühler. Dabei sind die Fühler leicht abgewinkelt. Im Bezug auf die Kommunikation nehmen die Fühler neben den bereits erwähnten Duftstoffen eine bedeutsame Rolle ein. Mit ihren Mundwerkzeugen zerteilen die Tiere ihre Nahrung. Zudem werden sie zum Transport, dem Festhalten von Beute und zur Verteidigung eingesetzt.

3. Weltweit gibt es rund 13.000 Ameisenarten

Nahezu 13.000 Arten der kleinen Insekten sind auf der gesamten Welt bekannt. Davon leben im europäischen Raum nur rund 200 unterschiedliche Ameisenarten. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit den Merkmalen von sechs der bekanntesten Ameisenarten.

Ameisenart Bild Besonderheiten
Blattschneiderameise

Blattschneiderameisen tragen blätter

Blattschneiderameisen bei der Arbeit.

Blattschneiderameisen kommen in den Tropen und Subtropen von Süd- und Nordamerika vor. Sie können  mit ihren scharfen Zangen große Schäden an Nutzpflanzen anrichten. Die Geschnittenen Blätter werden genutzt, um Pilze zu kultivieren, die den Ameisen als Nahrung dienen.
Rote Feuerameise

Feuerameise

Feuerameisen verfügen über ein starkes Gift.

Feuerameisen kommen in Amerika, Asien und Australien vor. Sie verfügen über einen Giftstachel und starke Beißwerkzeuge. Ein Stich kann beim Menschen schmerzhafte eitrige Pusteln hervorrufen.
Pharaoameise

Pharaoameisen

Pharaoameisen können Krankheiten übertragen.

Pharaoameisen kommen weltweit überwiegend in Gebäuden mit gleichbleibender Temperatur vor. Aufgrund ihrer Größe von ca. 2 mm kann die Ameise in Krankenhäusern in Wundverbände eindringen und gefährliche Krankheiten übertragen.
Rossameise

Rossameise

Rossameisen gehören zu den größten Ameisenarten.

Deutschlands größte Ameise ist mit 18 mm Länge die Rossameise. Hier helfen die männlichen Insekten bei der Brutpflege bevor sie sich paaren. Ihre Nester sind überwiegend in abgestorbenem und ausgenagten Holz zu finden.
Rote Gartenameise

Rote Gartenameise auf Blatt

Die rote Gartenameise ist trotz Giftstachel recht harmlos.

Innerhalb Deutschlands weit verbreitet ist die Rote Gartenameise. Das Tier ist auch unter der Bezeichnung Rotgelbe Knotenameise bekannt. Sie gehört zu den wenigen europäischen Arten, die über einen Giftstachel verfügen.
Waldameise

Waldameise im Wald

Die Rote Waldameise auf Beutejagd.

In Deutschland gibt es etwa 23 Unterarten der Waldameise. Weil die Waldameisen Forstschädlinge fressen, den Waldboden reinigt und lockert zählt sie zu den Nützlingen. Ihre Königin kann ein Alter von rund 25 Jahren erreichen.

4. Lebensweise von Ameisen

Je nach Art und Klimazone kann sich die Lebensweise einer Ameise ganz schön unterscheiden. So leben die meisten Ameisen in einem festen Bau. Es gibt aber auch Arten wie die Wander- oder Treiberameise, die ihren Wohnort regelmäßig wechseln.

Auch der Körperbau von Arbeiterinnen kann sich je nach Arbeit und Ernährungsweise gravierend entscheiden. Während tropische Arten das ganze Jahr über aktiv sind, halten europäische Arten eine Winterruhe, meistens von Oktober bis April. Um vor Frost geschützt zu werden, suchen sie hierzu Kammern, die sich tief in ihrem Bau befinden auf.

4.1. Ameisen sind wahre Baumeister

Riesige Kolonie

Das größte jemals gefundene Ameisennest war ein Erdbau der Blattschneiderameise. Es war über 8m tief und nahm eine Gesamtfläche von 50 m² ein.

Ameisenbauten können Kolonien mit Millionen von Einwohnern beherbergen. Die meisten Ameisenarten errichten unterirdische Erdnester, Nester in abgestorbenem Holz und die auffälligen Hügelnester. Einige Arten richten es sich auf Bäumen oder anderen Pflanzen ein.

Die wandernden Ameisenarten errichten gar die sogenannten Biwaknester. Dies sind temporäre Nester, welche ausschließlich aus aneinandergeketten Körpern von Arbeiterinnen bestehen. Die rote Feuerameise nutzt ihre Biwaknester sogar als Floß, um damit als komplette Kolonie ein Gewässer zu überqueren. Im Folgenden werden wir uns näher mit den in Deutschland markanten Ameisenhügeln befassen.

Ameisenhaufen im Wald

Ameisenhaufen können eine beeindruckende Größe erreichen.

Das Baumaterial für einen Ameisenhaufen sind Blätter, Tannennadeln, Holzstückchen, Wurzelwerk oder Erde. Beim Heranschleppen des Baumaterials bilden sich regelrechte Ameisenstraßen.

Die meisten Ameisen wie auch ihre Larven lieben Wärme. Aus diesem Grund sind Ameisenbauten darauf ausgelegt für ein gleichbleibendes Klima zu sorgen. Ameisenbauten bestehen in der Regel aus weit verzweigten Gängen sowie Kammern. Diese dienen als Vorratskammern aber auch als Brut- und Aufzuchtsplätze.

Steigt im Ameisenhügel die Temperatur zu stark an, können die Insekten durch das Öffnen von Luftlöchern für eine ausreichende Kühlung sorgen. Wenn es im Ameisenbau hingegen zu kühl ist, können Ameisen Wärme von draußen mit hineinbringen. Dazu sonnen sie ihre dunklen Körper und geben die so aufgenommene Wärme im Nest wieder ab.

4.2. Ameisen sind Allesfresser – mit unterschiedlichem Geschmack

Generell sind Ameisen Allesfresser. Allerdings unterscheidet sich die Zusammenstellung der Nahrung je nach Art und Herkunft. Die in Deutschland heimischen Arten ernähren sich häufig überwiegend räuberisch und von Honigtau, einer zuckerhaltigen Substanz, die unter anderem von Blattläusen produziert wird. Zu den erbeuteten Kleininsekten gehören Raupen, Fliegen und Spinnen. Als Ergänzung nehmen Ameisen häufig Samen verschiedener Pflanzen zu sich.

Info: Die Läuse werden von den Ameisen regelrecht kultiviert. Um Honigtau zu gewinnen, „melken“ Ameisen die Blattläuse. Als Dankeschön schützen sie die Läuse und deren Eier und unterstützen sie sogar bei der Verbreitung.

5. Nützling oder Schädling?

Waldameise

Hügelbauende Waldameisen stehen in Deutschland unter Naturschutz.

Auch wenn die Insekten mit ihrer geringen Körpergröße oft übersehen werden oder zu aufdringlichen und unerwünschten Gästen während eines Picknicks zählen, so sind doch zahlreiche Ameisenarten für unsere Umwelt sehr nützlich.

Durch ihre zahlreichen Gänge lockern Ameisen feste Böden auf. Auf diese Weise verbreitet sich fruchtbarer Humus, der für das gesunde Pflanzenwachstum notwendig ist. Somit haben es Pflanzen leichter, ihre Wurzeln zu schlagen und werden besser mit Nährstoffen versorgt .

Außerdem helfen Ameisen dabei Samen von verschiedenen Pflanzen am Boden zu verteilen. Beispielsweise transportieren allein Waldameisen Saaten von fast 150 Pflanzenarten. Fehlen die fleißigen Helfer, haben es Pflanzen schwerer, sich zu verbreiten. Zudem fressen viele Arten einerseits Schädlinge und dienen andererseits anderen nützlichen Waldbewohnern als Grundnahrungsmittel.

Wenn sich jedoch zu viele samenfressende Ameisen oder Blattschneiderameisen in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen befinden, können sie für beträchtliche Schäden sorgen. Im heimischen Garten können insbesondere Ameisenhaufen und Blattläuse nutzende Ameisen zum Problem werden. Insgesamt tragen Ameisen eine Menge zu einem ausgeglichenen Ökosystem bei. Sie sollten daher nur im äußersten Notfall Ameisen bekämpfen.

6. Ameise Steckbrief

Merkmal Ausprägung
Klassifizierung Insekten
Gewicht 4 mg bis 12 mg
Größe 0,7 mm bis 20,0 mm
Aussehen schwarz, braun, gelb oder rot, gliederförmiger Körper
Verbreitungsgebiet weltweit, Antarktis ausgeschlossen
Lebenserwartung 3 Monate (Männchen), 2-3 Jahre (Arbeiterin), 20-29 Jahre (Königin)
Nahrung Honigtau, kleine Insekten (wie Fliegen oder Spinnen) und verschiedene Samen
Besonderheiten Bildung und Organisation eines Ameisenstaates

7. Weiterführende Bücher über Ameisen

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